Avenir-Suisse-Analyse zur Einkommensverteilung mit wenig aussagekräftigen Daten
Zur Überraschung vieler hat Avenir Suisse vergangene Woche eine Analyse zur Entwicklung der Einkommensverteilung publiziert, die auf bekannterweise wenig aussagekräftigen statistischen Grundlagen beruht. Die von Avenir Suisse verwendete Silc-Statistik enthält nur rund 8000 Haushalte. Das sind bescheidene rund 0.2 Prozent aller Schweizer Haushalte.
Die Schwächen dieser Statistik wurden von verschiedenen Forschern dokumentiert. Haushalte mit tiefen und sehr hohen Einkommen sind weniger bereit, an diesen statistischen Befragungen teilzunehmen. Die Soziologen Hümbelin und Farys zeigen denn auch, dass die Einkommen unter dem Median (50 Prozent beziehen weniger Einkommen) und über dem 95. Perzentil (95 Prozent beziehen weniger Einkommen) deutlich untervertreten sind. Folglich findet es kaum Niederschlag in den Haushaltsdaten, wenn – wie im letzten Jahrzehnt – die höchsten Löhne und Einkommen überdurchschnittlich ansteigen.
Diese statistische Verzerrung“ ist aber nicht der einzige Grund, weshalb sich die grössere Lohnschere nicht in einer höheren Einkommensungleichheit in den Haushaltsdaten niederschlägt. Die Frauenerwerbstätigkeit ist deutlich gestiegen. Zudem arbeiten Frauen mit schlechter verdienenden Partnern in höheren Pensen. Beides hat, wie Kuhn und Ravazzini zeigen, die Ungleichheit zwischen den Haushaltsklassen verringert. Haushalte mit tiefen und mittleren Einkommen haben ihren Rückstand mit höheren Arbeitspensen zu kompensieren versucht.
Eine Übersicht zur Einkommens- und Lohnschere gibt der SGB-Verteilungsbericht.
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