Lebensversicherer: Zu wenig leistungsfähig für die 2. Säule
Viele Pensionskassen klagen, dass sie wegen den tiefen Zinsen nicht mehr genug rentabel anlegen können. Angesichts der weltweit expansiven Geldpolitik und den entsprechend tiefen Zinsen überrascht das nicht. Die wirtschaftliche Lage ist nach wie vor ausserordentlich. Das heisst aber auch, dass die anspruchsvolle Gegenwart nicht auf die Zukunft übertragen werden darf. Vor allem deshalb nicht, weil Pensionskassen einen sehr langen Anlagehorizont haben.
Die beschlossenen Senkungen der Umwandlungssätze auf teilweise unter 5 Prozent führen zu grossen Renteneinbussen. Bei einem Umwandlungssatz von 7.4 Prozent – wie früher üblich – erhielt man auf ein Vorsorgekapital von 0.5 Mio. Fr. eine Rente von knapp 3100 Fr. pro Monat. Dazu kam die AHV, was insgesamt eine Rente von etwas mehr als 5000 Fr. (Alleinstehende) bzw. 6000 Fr. (Ehepaare) führte. Bei Umwandlungssätzen von etwas über 4.5 Prozent ergäbe das eine Pensionskassenrente von unter als 2000 Fr. bzw. inkl. AHV noch 4000 Fr. bzw. etwas über 5000 Fr. Die in der Verfassung vorgeschriebene „Weiterführung der gewohnten Lebensweise“ im Rentenalter ist damit nicht mehr möglich.
In der 2. Säule braucht es Gegensteuer. Die Pensionskassen sollen ihre Leistungen aufgrund von langfristigen Überlegungen machen und nicht in Pessimismus verfallen. Sie müssen ihre Kosten überprüfen. Zusätzlich braucht es ausserordentliche Massnahmen zur Stabilisierung der Rentensituation – in Form von höheren Beiträgen, insbesondere in Form einer stärkeren Umlagekomponente.
Grundsätzliche Fragen stellen sich jedoch in Bezug auf die Lebensversicherer, die in der 2. Säule aktiv sind. Sie sind nicht langfristig orientiert. Deshalb schreibt ihnen die Finma vor, vor allem liquide Anlagen mit geringen Wertschwankungen zu tätigen. D.h. vor allem Obligationen. Dieses engere Anlagespektrum führt zu tieferen Renditeperspektiven. Wer – wie eine Pensionskasse - direkt in Firmen (Aktien) oder Immobilien investieren kann, hat höhere Erträge. Experten schätzen die Ertragserwartungen der Lebensversicherer momentan mit 0.5 bis 1 Prozent pro Jahr. Damit ist es unmöglich, einigermassen gute Leistungen zu finanzieren. Rein ökonomisch gesehen sind die kurzfristig orientierten Lebensversicherer in der 2. Säule fehl am Platz. Beispielsweise gemäss der Aaron-Samuelson-Bedingung lohnt sich das Kapitaldeckungsverfahren nicht, wenn das Lohnwachstum höher ist als die Zinsen.
Um ihre Gewinne zu optimieren, konzentrieren sich die Lebensversicherer zunehmend auf so genannte „gute Risiken“. Die wenig rentablen KMU (z.B. aus der Reinigungsbranche) werden tendenziell abgelehnt (in der Vollversicherung). Diese KMU landen schliesslich bei der Auffangeinrichtung – dem öffentlichen „Besenwagen“ der 2. Säule.
- 0 Kommentare Kommentar(e)
Mein Kommentar
Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.