Reisläuferei im Mittelalter als frühe Form der Temporärarbeit - PR-Eigengoal des Temporärbüroverbandes zum 50-Jahr-Jubiläum
War die „urschweizerische Arbeitsform“ der Reisläuferei nicht bereits eine frühe Form der Temporärarbeit?, fragt sich der Temporärbüroverband Swissstaffing auf seiner neu aufgeschalteten Website zu seinem 50-Jahr-Jubiläum.
Fakt ist: Man muss nicht so drastischen Vergleichen greifen, um die Problematik der Temporärarbeit darzustellen. Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass Temporärbeschäftigte unsichere Einkommensperspektiven und geringere Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten haben. Wobei sich mit dem Gesamtarbeitsvertrag in der Branche die Lage etwas verbessert hat.
Immer wieder wird behauptet, dass die Temporärarbeit für Arbeitslose eine Chance ist, eine Dauerstelle zu finden. Auf diese Brückenfunktion weist auch die neue Website von Swissstaffing hin. Statistisch muss man hier jedoch aufpassen. Rein die Tatsache, dass ein nennenswerter Teil nach der Temporärarbeit eine Dauerstelle hatte, ist noch kein Beleg für eine entsprechende Kausalität. Denn viele Berufstätige arbeiten temporär, um die Wartezeit bis zum Antritt einer Dauerstelle zu überbrücken.
Für die Länder Deutschland, Frankreich und Italien gibt es Studien, die diese Verzerrung ausklammern. Die Resultate fallen dann weit negativer aus. Weil die Firmen die Temporärarbeit vor allem als Flexibilisierungsinstrument brauchen, erhöht die Temporärarbeit die Chancen auf eine Dauerstelle kaum. Die Studie für Deutschland kommt einzig zum positiven Befund, dass ein Temporäreinsatz in einer Zeit mit hoher Arbeitslosigkeit eine gewisse Berufserfahrung generieren kann, was sich leicht positiv auf die Einstellungschancen auswirkt. Umgekehrt kann die Temporärarbeit auch zu grösseren Problemen führen. Denn wer eine Reihe von Temporäreinsätzen in seinem Lebenslauf hat, kann bei der Stellensuche geringere Chancen haben.
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