Die Schweiz - von Vollbeschäftigung noch weit entfernt
Nach über 10 Jahren Finanzkrise taucht in der Schweiz wieder die Frage auf, ob nun Vollbeschäftigung herrsche oder nicht. Kurios ist, dass – kaum es wirtschaftlich wieder etwas aufwärts – verschiedene Ökonomen die Frage bereits mit Ja beantworten. So beispielsweise an der Frühjahrstagung der BAKBasel. Dabei beträgt die Erwerbslosenquote in der Schweiz rund 4.7 Prozent (gemäss internationalem ILO-Standard). Dazu kommen noch 7.3 Prozent der Erwerbsbevölkerung oder rund 350‘000 Teilzeitbeschäftigte, die auf der Suche nach einem höheren Arbeitspensum sind („Unterbeschäftigte“). Gemäss den Zahlen des BFS ist die Unterbeschäftigung in der Schweiz so hoch wie noch nie seit Messbeginn Anfang der 1990er Jahre.
Effektiv sind wir von Vollbeschäftigung noch weit entfernt. Der Vollbeschäftigungs-Begriff ist in der Ökonomie nicht präzise definiert. Es gibt verschiedene Ansätze. Ein Indikator für Vollbeschäftigung ist, dass die Löhne spürbar steigen, weil die Firmen um die verfügbaren Arbeitskräfte konkurrieren. Das ist heute sicher nicht der Fall.
Interessant ist ein Vergleich mit den deutschen Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern, die unmittelbar an die Schweiz grenzen und eine ähnliche Wirtschaftsstruktur haben. Diese hatten im Jahr 2017 eine Erwerbslosenquote von 2.1 Prozent (Bayern) bzw. 2.6 Prozent (Baden-Württemberg). Nota bene ohne dass die Löhne stark steigen.
Das zeigt zweierlei. Erstens hat die Schweiz noch eine erhebliche Unterbeschäftigung, die in nächster Zeit verringert werden muss. Zweitens lassen die Zahlen erkennen, dass die Schweiz wesentlich stärker vom Frankenschock getroffen wurde, als viele wahrhaben wollen. Die schmerzhaften Spuren der Überbewertung sind deutlich sichtbar.
- 0 Kommentare Kommentar(e)
Mein Kommentar
Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.