Falsche Inflationssorgen in der EU - höhere indirekte Steuern und Ölpreise als Gefahr für die Konjunktur
In der EU werden gegenwärtig Inflationsängste geschürt. Solche Ängste sind Gift für die Konjuktur - insbesondere dann, wenn die EZB deshalb die Zinsen erhöhen würde.
Die EU und die USA befinden sich nach wie vor in einer Rezession: Die Arbeitslosigkeit ist in beiden Wirtschaftsräumen noch immer sehr hoch. Das wirtschaftliche Produktionspotenzial ist bei weitem nicht erreicht. Die Wirtschaft ist unterausgelastet. In solchen Situationen können die Unternehmen ihre Preise nur ausnahmsweise erhöhen. Im Gegenteil müssen sie Preisnachlässe gewähren. Das lastet auf den Preisen. Inflation kommt unter diesen Umständen keine auf.
Umso erstaunlicher ist es, dass nun Sorgen über die Inflation die Runde machen. Dabei ist der Preisanstieg, den man gegenwärtig in der EU beobachten kann, nicht inflationär in dem Sinne, als die Firmen die Preise erhöhen können. Die Hauptursachen sind höhere indirekte Steuern und Ölpreise.
- Um die Defizite zu verringern, habe viele Länder ihre Mehrwertsteuer erhöht - darunter Spanien, Griechenland, Portugal, Finland, Polen, Rumänien (Link). Die Mehrwertsteuer wird von den Firmen auf die Preise überwälzt. Dazu kommen höhere Alkohol und Tabaksteuern. Das alles führt zu einem einmaligen Preisanstieg, der Kaufkraft kostet. Eine Inflation, im Sinne einer permanenten Aufwärtsbewegungen der Preise, ist das aber nicht.
- Die Ölpreise sind gestiegen. Weil die Ausgaben für Treibstoffe und Heizöl einen beträchtlichen Anteil an den gesamten Haushaltsausgaben ausmachen, schlägt das zwangsläufig auf die gesamten Konsumentenpreise durch. Klammert man die Energiepreise aus, ist die Teuerung ungefähr 0.9 Prozentpunkte tiefer (Link).
Die falschen Inflationssorgen sind ein konjunkturelles Risiko. Nämlich dann, wenn die Zentralbanken die Zinsen erhöhen. Im Gegenteil: Weil die Inflation "künstlich" ist, wird sie die Konjunkturentwicklung hemmen. Denn die höheren indirekten Steuern kosten bei den Privathaushalten wichtige Kaufkraft. Und wegen den höheren Ölpreisen fliesst Kaufkraft ins Ausland - in die ölexportierenden Länder - ab. Zinserhöhungen würden das Problem noch verschärfen.