Lehre als Berufsabschluss auf dem Arbeitsmarkt weniger gefragt
Wie attraktiv ist die Berufslehre? Weniger attraktiv als früher, würde man sagen - wenn man die Nervosität von gewissen Eltern im Umfeld der Gymiprüfungen oder Lohnstatistiken als Hinweis nimmt. Die KOF ETH kam zu einem anderen Schluss: „Der soziale Status der Berufsbildung hat nicht abgenommen“. Die Pisa-Ergebnisse von Sek- und GymischülerInnen hätten sich über die Zeit nicht auseinanderentwickelt. Diese Analysemethode hat jedoch eine Reihe von Haken. Erstens ist der Fokus auf die Pisa-Ergebnisse relativ einseitig und mit statistischen Risiken verbunden. Zweitens betrachtet sie die Berufsbildung nur aus der Perspektive des Einstiegs in die Berufslaufbahn. Immer mehr AbsolventInnen einer Lehre verlassen nach dem Lehrabschluss den Beruf und nehmen ein Studium auf.
Ein etwas anderes Bild ergeben die Angaben der Firmen über die Arbeitskräfteknappheit. Vor der Finanzkrise war der Mangel an Arbeitskräften im Bereich der Berufslehre am höchsten – höher als der Mangel an Akademikern. Und das sowohl im Sekundärsektor als auch im Dienstleistungsbereich. Seither hat sich die Situation hingegen spürbar verändert. Im Dienstleistungssektor sind Arbeitskräfte mit einem Abschluss der höheren Berufsbildung am gesuchtesten. Leute mit Lehre kommen auf Platz 3 – nach den HochschulabsolventInnen. Im Sekundärsektor herrscht im Bereich der Lehre nach wie vor der grösste Mangel. Aber nur noch minimal höher als bei der höheren Berufsbildung und den Hochschulen.
Diese Ergebnisse bedeuten nicht, dass die Lehre als Berufseinstieg schlechter geworden ist. Doch sie weisen – wie andere Indikatoren auch – darauf hin, dass die Lehre als höchster Abschluss an Bedeutung und Prestige verloren hat. Aus- und Weiterbildungen nach der Lehre sind wesentlich wichtiger geworden. Rein aufgrund der Mangelmeldungen hat gerade die höhere Berufsbildung einen hohen Stellenwert.
Arbeitskräftemangel in der Industrie und im Bau
Arbeitskräftemangel im Dienstleistungssektor
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