Spekulationsblasen wegen lockerer Geldpolitik?
Eine immer wieder kolportierte Erklärung für die Immobilienblase in den USA ist die Geldpolitik der US-Notenbank unter Greenspan. Tiefe Zinsen hätten die Preise für Vermögenswerte - insbesondere Immobilien - angeheizt. Die Folgerung daraus: Zentralbanken müssten neben der Teuerung und der Konjunktur bei ihrer Zinspolitik auch die Vermögenspreise berücksichtigen. Die US-Notenbank hätte in Anbetracht der steigenden Häuserpreise die Zinsen stärker erhöhen müssen. Dies, indem sie eine höhere Arbeitslosigkeit in Kauf genommen hätte.
Was gegen diese Erklärung der Immobilienblase spricht, ist, dass die Zinsen im historischen Vergleich gar nicht so tief waren. In den 1960er Jahren war das Realzinsniveau vergleichbar und in den 1970er Jahren sogar deutlich tiefer (lrate housing.pdf). Dennoch waren in diesen Phasen keine so starke Preiserhöhungen bei den Immobilien zu beobachten (Link).
In der ökonomischen Forschung gibt es eine entgegengesetze Position. Phasen mit tiefer Inflation bzw. makroökonomischer Stabilität können Spektulationsblasen begünstigen (Link). So war die Teuerung vor dem Platzen der Immobilienblase in Japan in den 1980er Jahren beispielsweise tief. Stabile makroökonomische Bedingungen können zu überoptimistischen Erwartungen in Bezug auf die Zukunft führen. Zudem sinken bei tiefer Inflation die Opportunitätskosten der Spekulation; wer nichts gewinnt, hat real unter diesen Bedingungen auch nichts verloren.
Neben diesem Erklärungsansatz sind drei weitere Faktoren zu nennen, die zur Immobilienblase und zur damit verbundenen höheren Verschuldung der Haushalte beigetragen haben dürften:
Eine Wohneigentums-Förderungspolitik der Regierung Bush (s. der entsprechende Blogeintrag Link)
Finanzinnovationen im Hypothekargeschäft (Verbriefungen)
Eine Lohn- und Steuerpolitik, welche dazu geführt hat, dass die höheren Einkommen steigen, während die mittleren und tieferen Einkommen stagnieren oder sogar sinken (Link). Dementsprechend stieg die Verschuldung der Haushalte.
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