Grösserer Einfluss der Aktionäre = mehr Risiken
Die Administration Obama hat am 17. Juni ein Weissbuch mit Massnahmen zur Stablisierung des Finanzsystems und zur Verhinderung von künftigen Bankenkrisen veröffentlicht (Link). Dieses enthält wichtige Vorschläge. Gut erklärt ist die explosionsartige Verbreitung von gewissen Derivaten (CDS) aufgrund von Deregulierungen. Ob die im Buch angedachte Regulierung der
Derivatemärkte ausreicht (Clearing von OTC-Derivaten etc.), ist allerdings
fraglich. Mit dem Entscheid, dass ein grosser Teil der Banken das Staatskapital
zurückzahlen können, hat die Administration Obama einen wichtigen Trumpf aus
der Hand gegeben. Die Durchsetzung von Regulierungsmassnahmen wird dadurch erschwert.
Das Weissbuch ist in der Frage
der Boni erstaunlich zahm. Neue wissenschaftliche Publikationen zeigen, dass die Bindung der Managergehälter an den Aktienkurs - sei es direkt über Boni mit Aktien oder indirekt mit Optionen - ein Anreiz bildete, zu grosse Risiken einzugehen. In einem Working Paper von Bebchuk und Spaemann (Link) wird dies im Detail erläutert. Die Bindung an den Aktienkurs führt dazu, dass die Manager nur ein limitiertes Verlustrisiko tragen müssen, aber in Bezug auf die Gewinne von fast unendlichen Zuwächsen profitieren können. Indem sie Eigenkapital durch Fremdkapital substituieren (Leverage), verteilen sie den Gewinn auf weniger Eigenkapital, was die Eigenkapitalrendite erhöht. Davon profitieren sie direkt. Im Verlustfall hingegen sind sie nur im Ausmass des Aktienkapitals beteiligt. Für die Verluste auf Obligationen oder die Kosten von Staatsbeihilfen müssen sie nicht geradestehen. Darum empfehlen Bebchuk und Spaemann eine Bindung der Managerlöhne nicht nur an Aktien, sondern u.a. auch an Obligationen. Das hätte zur Folge, dass die Lohnexzesse der Vergangenheit angehören, denn die Obligationenkurse sind viel geringeren Schwankungen ausgesetzt und haben ein viel geringeres Aufwärtspotenzial.
Bemerkenswert ist auch eine aktuelle Studie von Shams Pathan (Link). Er zeigt, dass mit zunehmendem Einfluss der Aktionäre auf die Unternehmensführung die Bereitschaft, Risiken einzugehen zunimmt. Das ist vor dem Hintergrund der Aktienrechtsrevision bzw. der Initiative Minder, die in der Rechtskommission des Nationalrates behandelt werden, brisant. Denn sowohl die Revision wie auch die Minder-Initiative zielen genau auf eine Stärkung der Aktionärsrechte. Im Hinblick auf eine Verhinderung künftiger Krisen sollte der Nationalrat diese Resultate zur Kenntnis nehmen.
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