Der Titel der Minder-Initiative klingt gut – wirksam ist aber nur die 1:12-Initiative
Dieser Blog hat in den letzten Tagen durch einen Artikel des Tagesanzeigers über die Minder-Initiative einige Popularität erhalten. Um interessierten LeserInnen die Suche im Blog etwas zu erleichtern, hier die wichtigsten Punkte kurz dargestellt und verlinkt.
Im März wird über die Minder-Initiative abstimmt. Die Schweizer StimmbürgerInnen müssen sich dann entscheiden, ob sie die Minder-Initiative annehmen wollen oder nicht. Lehnen sie diese ab, tritt der Gegenvorschlag des Parlamentes in Kraft. Dieser will weitgehend dasselbe wie die Minder-Initiative. Beide wollen, dass die Aktionäre mehr Mitsprachemöglichkeiten haben – insbesondere bei der Ausgestaltung der Manager-Saläre. Ob man somit für die Minder-Initiative ist oder dagegen: In der Schweiz wird der Einfluss der Aktionäre an GVs gestärkt. Ausser jemand würde den Gegenvorschlag bekämpfen.
Die so genannte Abzocker-Initiative hat unbestrittenermassen einen sehr attraktiven Titel. Doch wer den Initiativtext genau anschaut, muss sich fragen, ob die Initiative bzw. der Gegenvorschlag des Parlamentes den Arbeitnehmenden schadet. Folgende Punkte sind wichtig:
- Die Initiative (und leider auch der Gegenvorschlag) stärkt Hedgefunds oder andere kleine, aggressive Investoren (Heuschrecken). Diese könnten sich neu an den Generalversammlungen bereits mit wesentlich geringeren Beteiligungen durchsetzen als heute. Diese Heuschrecken wollen möglichst grossen, kurzfristigen Profit aus den Firmen herausholen. Auf Kosten der Belegschaften. Internationale Studien liefern leider Evidenz für diese Befürchtungen (Link zum Blog-Eintrag).
- Die Initiative (und auch der Gegenvorschlag) will, dass die Aktionäre mehr über die Saläre der Top-Manager mitreden können. Würden sie das Salär der Geschäftsleitung kürzen, hätten sie mehr Dividenden. Die normalen Arbeitnehmer gehen leer aus. Zahlreiche grössere Schweizer Unternehmen haben in letzter Zeit auf freiwilliger Basis über die Managersaläre abstimmen lassen (Grossbanken usw.). Ethos gibt eine Übersicht. Mit einer Ausnahme (Weatherford) wurden alle Abzocker-Saläre mit teilweise Ostblock-artigen Mehrheiten akzeptiert. Obwohl beispielsweise die Grossbanken in der Finanzkrise extreme Verluste produziert haben. Das weist darauf hin, dass sich an den Lohnexzessen nichts ändern wird. Internationale Studien liefern ebenfalls Evidenz dafür (s. den Link zum Blog-Eintrag oben). Daran ändern auch internationale Gegenbeispiele, die man an einer Hand abzählen kann, nichts, bei denen die Aktionäre im laufenden Jahr Vergütungsberichte abgelehnt haben (z.B. Citigroup-Aktionäre in einer Konsultativabstimmung im letzten April).
Eine wirksame Lösung gegen das Abzockerproblem ist die 1:12-Initiative, die zurzeit im Parlament behandelt wird. Sie will, dass das höchste Gehalt in einer Firma nicht mehr als 12 Mal höher sein darf als der tiefste Lohn. Diese Initiative würde die Abzockerei bekämpfen. Sie wird vom Gewerkschaftsbund unterstützt. Die bürgerlichen Parteien lehnen diese Initiative ab. Kein Wunder, denn im Gegensatz zur Minder-Initiative würde diese zusammen mit der SGB-Mindestlohninitiative die Situation in der Schweiz verändern – zugunsten der Arbeitnehmer mit einem tiefen oder mittleren Lohn. Und ohne eine Stärkung der Heuschrecken.
Dieser Blog hat in den letzten Tagen durch einen Artikel des Tagesanzeigers über die Minder-Initiative einige Popularität erhalten. Um interessierten LeserInnen die Suche im Blog etwas zu erleichtern, hier die wichtigsten Punkte kurz dargestellt und verlinkt.
Im März wird über die Minder-Initiative abstimmt. Die Schweizer StimmbürgerInnen müssen sich dann entscheiden, ob sie die Minder-Initiative annehmen wollen oder nicht. Lehnen sie diese ab, tritt der Gegenvorschlag des Parlamentes in Kraft. Dieser will weitgehend dasselbe wie die Minder-Initiative. Beide wollen, dass die Aktionäre mehr Mitsprachemöglichkeiten haben – insbesondere bei der Ausgestaltung der Manager-Saläre. Ob man somit für die Minder-Initiative ist oder dagegen: In der Schweiz wird der Einfluss der Aktionäre an GVs gestärkt. Ausser jemand würde den Gegenvorschlag bekämpfen.
Die so genannte Abzocker-Initiative hat unbestrittenermassen einen sehr attraktiven Titel. Doch wer den Initiativtext genau anschaut, muss sich fragen, ob die Initiative bzw. der Gegenvorschlag des Parlamentes den Arbeitnehmenden schadet. Folgende Punkte sind wichtig:
- Die Initiative (und leider auch der Gegenvorschlag) stärkt Hedgefunds oder andere kleine, aggressive Investoren (Heuschrecken). Diese könnten sich neu an den Generalversammlungen bereits mit wesentlich geringeren Beteiligungen durchsetzen als heute. Diese Heuschrecken wollen möglichst grossen, kurzfristigen Profit aus den Firmen herausholen. Auf Kosten der Belegschaften. Internationale Studien liefern leider Evidenz für diese Befürchtungen (Link zum Blog-Eintrag).
- Die Initiative (und auch der Gegenvorschlag) will, dass die Aktionäre mehr über die Saläre der Top-Manager mitreden können. Würden sie das Salär der Geschäftsleitung kürzen, hätten sie mehr Dividenden. Die normalen Arbeitnehmer gehen leer aus. Zahlreiche grössere Schweizer Unternehmen haben in letzter Zeit auf freiwilliger Basis über die Managersaläre abstimmen lassen (Grossbanken usw.). Ethos gibt eine Übersicht. Mit einer Ausnahme (Weatherford) wurden alle Abzocker-Saläre mit teilweise Ostblock-artigen Mehrheiten akzeptiert. Obwohl beispielsweise die Grossbanken in der Finanzkrise extreme Verluste produziert haben. Das weist darauf hin, dass sich an den Lohnexzessen nichts ändern wird. Internationale Studien liefern ebenfalls Evidenz dafür (s. den Link zum Blog-Eintrag oben). Daran ändern auch internationale Gegenbeispiele, die man an einer Hand abzählen kann, nichts, bei denen die Aktionäre im laufenden Jahr Vergütungsberichte abgelehnt haben (z.B. Citigroup-Aktionäre in einer Konsultativabstimmung im letzten April).
Eine wirksame Lösung gegen das Abzockerproblem ist die 1:12-Initiative, die zurzeit im Parlament behandelt wird. Sie will, dass das höchste Gehalt in einer Firma nicht mehr als 12 Mal höher sein darf als der tiefste Lohn. Diese Initiative würde die Abzockerei bekämpfen. Sie wird vom Gewerkschaftsbund unterstützt. Die bürgerlichen Parteien lehnen diese Initiative ab. Kein Wunder, denn im Gegensatz zur Minder-Initiative würde diese zusammen mit der SGB-Mindestlohninitiative die Situation in der Schweiz verändern – zugunsten der Arbeitnehmer mit einem tiefen oder mittleren Lohn. Und ohne eine Stärkung der Heuschrecken.
- 1 Kommentare Kommentar(e)
Mein Kommentar
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05. Februar 2013
für beide Initiativen
Man kann ja für die 1:12-Initiative und für die Abzocker-Initiative sein!
...und wenn sich Heuschrecken breit machen, dann wird es sicher schnell zu Gesetztesanpassungen kommen, weil diese die Economiesuisse unterstützen wird!
Also keine Panik, bei der Abzocker-Initiative geht es um eine Ideologie, die die Arbeitgeberzukunft mitgestalten will. Nichts mehr, nichts weniger.