Längerfristige Schäden durch Frankenschock - beunruhigende Studien von KOF ETH u.a. im Auftrag des Seco
Obwohl zahlreiche Wirtschaftszweige wie die Industrie, das Gastgewerbe oder Detailhandel teilweise stark unter der Frankenüberbewertung gelitten haben, gab es von den Behörden immer wieder beschönigende Darstellungen. Nun liegen die Ergebnisse von Studien vor, welche die Auswirkungen des Frankenschocks auf die Beschäftigung, Investitionen, die Produktivität und die Forschungs- und Entwicklungsausgaben untersuchen. Diese Ergebnisse sind beunruhigend. Die Überbewertung hinterlässt nicht nur kurzfristige Schäden – wie beispielsweise eine höhere Arbeitslosigkeit. Sondern sie schadet auch der längerfristigen Entwicklung unseres Wohlstandes.
Denn insgesamt haben die Firmen deswegen in der Schweiz weniger investiert und weniger für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Sie haben vermehrt Forschung und Produktionsteile ins Ausland verlagert. Auch die Arbeitsproduktivität wurde negativ beeinflusst. Mit den entsprechenden Gefahren für die längerfristige Wirtschaftsentwicklung der Schweiz „The competitiveness of Swiss firms could even be compromised by substantial temporary appreciations of the Swiss Franc. The problem is that a temporary decrease in R&D expenditures may create significant gaps to the technological leaders that are difficult to bridge in the future » (S. 112).
Die Schweizer Geld- und Wirtschaftspolitik durchlief in den Jahren seit der Finanzkrise eine extrem anspruchsvolle Phase. Die Geldpolitik machte verschiedene Fehler, die zur Aufwertung des Frankens beitrugen. Sie führte aber auch verschiedene Instrumente wie den Mindestkurs ein, welche die Schweizer Wirtschaft – wenigstens vorübergehend - vor Schlimmerem bewahrten. Die Seco-Studien zeigen, dass die Schäden möglicherweise grösser sind, als die Verantwortlichen im Seco und anderswo wahrhaben wollten. Gegenwärtig besteht die Hoffnung, dass sich der Franken von alleine abwertet und sich wieder hin zu einem Gleichgewichtskurs im Bereich von 1.30 Fr./Euro bewegen wird.
So oder so werden die wirtschaftspolitisch Verantwortlichen die Ereignisse seit 2007 in den nächsten Jahren minutiös und kritisch aufarbeiten müssen. Es stellen sich verschiedene Fragen. Eine der grössten ist, ob und wie verhindert werden kann, dass die Schweizer Wirtschaft künftig nochmals von einem extremen Aufwertungsschock von gegen 40 Prozent überrollt werden wird. Mit den heute publizierten Äusserungen in der „Volkswirtschaft“ bleibt der „Seco-Chefökonom“ Eric Scheidegger jedoch den Beleg schuldig, dass er diese mit seinem Amt verbundene, anspruchsvolle Aufgabe anpacken will.
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