Langfriststudie zu den Bundesfinanzen: Willkür statt ökonomischen State-of-the-Art
Wer ökonomische Langfriststudien macht, geht in der Regel davon aus, dass langfristig ökonomische Gleichgewichtszusammenhänge bestehen. Nicht so die Ökonomen des Bundesrates, welche die finanzpolitischen "Langfristperspektiven" geschrieben haben. Für die Zeit bis 2050 haben diese im Gegensatz zur ökonomischen Mainstream-Wachstumstheorie angenommen, dass die Realzinsen mit 2 Prozent höher sind als das Wirtschaftswachstum (unter 1 Prozent). Die Theorie hingegen besagt, dass Realzinsen und Wachstum im so genannten gleichgewichtigen Wachstum gleich hoch sind. Über die Zeit von 1950 bis heute waren die langfristigen Realzinsen im Durchschnitt bei rund 1.3 Prozent. Das jährliche BIP-Wachstum hingegen bei über 2.5 Prozent (Wachstum der Arbeitsproduktivität 1.8 Prozent). Die Realzinsen waren somit sogar deutlich geringer als das Wirtschaftswachstum.
Hätten sich die Ökonomen des Bundesrates bei ihren Langfristszenarien an die theoretischen Grundlagen oder an die Zusammenhänge in der Vergangenheit gehalten, würde die finanzielle Situation des Schweizer Staates selbst in ihrem namentlich in Bezug auf die AHV-Finanzen pessimistischen Modell im Jahre 2050 somit wesentlich besser ausschauen. Die Zinsbelastung wäre geringer, die Steuereinnahmen hingegen deutlich höher mit dem Effekt, dass die Schuldenquote wohl ungefähr in den Bereich der Maastricht-Kriterien zu liegen käme.
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