Finanzkrise: Staatlicher "Ersatzmarkt" statt "effiziente Märkte"
Ein Mantra der Börsianer, aber auch von grossen Teilen der Wirtschaftswissenschaften war das der so genannten effizienten Märkte. Dieses besagt, dass alle verfügbaren Informationen über Entwicklungen heute und morgen in den aktuellen Kursen von Wertpapieren bereits enthalten sind. Darum würden Märkte – namentlich Wertpapiermärkte – zu einer optimalen Allokation führen.
Bei allen negativen möglichen Auswirkungen der gegenwärtigen Finanzkrise hat es doch eine gewisse Faszination zu sehen, wie sich gerade diese vermeintlich hocheffizienten Märkte selber ausgeschaltet haben. Viele Finanzprodukte sind illiquide geworden. Sie finden keinen Käufer mehr. Der US-amerikanische Staat muss nun einspringen und mit 700 Mrd. $ einen „Ersatzmarkt“ stellen. Die Idee dahinter: Erst wenn die Wertpapierbesitzer mit dem Staat einen sicheren Käufer haben (was die Preise sind, wird man noch sehen), beginnen sie auch untereinander wieder zu handeln und der Markt kommt wieder in Gang.
Was manchen, die sich mit offenen Augen in der Welt bewegen, schon seit jeher klar war, dürfte nun auch in einer breiteren Öffentlichkeit sowie in der Wissenschaft klar geworden sein. Märkte und Preise basieren auf beschränkten Informationen und unterschiedlichen Erwartungen der Marktteilnehmer. Um negative volkswirtschaftliche Effekte minimal zu halten, braucht es deshalb Regulierungen. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man macht detaillierte Vorschriften, oder man trifft einfache, aber umfassende Vorsichtsmassnahmen. In Anbetracht der Vielfalt der möglichen Finanzprodukte und der Innovationskraft von geldgierigen Bankern, ist die einfache, umfassende Regulierung wahrscheinlich besser.
Ein konkreter Vorschlag in dieser Richtung ist die Vorschrift, dass Banken und Spekulanten mehr Eigenkapital halten müssen. Das hätte den einen Vorteil, dass Leute, die sich verspekuliert haben, die Verluste auch selber tragen müssten. Dazu kommt, dass das Halten von Eigenkapital nicht gratis ist. Und darin liegt der zweite Vorteil: Die exorbitanten Eigenkapitalrenditen, mit welchen die Banken in der Vergangenheit den Rest der Wirtschaft unter Druck gesetzt haben bzw. welche für den Rest der Wirtschaft unerreichbar waren, wären passé.