Überbewerteter Franken und Preise in der Schweiz: Vorsicht vor zu schnellen Schlüssen
Der überbewertete Franken wird mehr und mehr in den Schweizer Preisen sichtbar. Im Dezember sind die Konsumentenpreise gegenüber dem Vorjahr um 0.7 Prozent gesunken. Klammert man noch die Ölpreise aus, so resultiert ein Preisrückgang von 1.2 Prozent, wobei die Teuerung aufgrund einer Neuerhebung der Kleiderpreise etwas unterschätzt wird (seit 2011 neu monatliche Erhebung der Kleiderpreise, so dass der Dezember-Ausverkauf 2011 mit der Kollektion vom Oktober 2010 verglichen wird). Die Importpreise gehen um über 3 Prozent zurück, obwohl die importierten Ölprodukte teurer werden.
Die vor noch nicht langer Zeit veröffentlichte Studie des Seco, dass die „Preisvorteile“ nicht weitergegeben werden sollen, ist so gesehen etwas eigenartig. Gemäss Seco seien beispielsweise die Autopreise nicht gesunken. Ein anderes Bild ergibt der Landesindex der Konsumentenpreise. Hier gingen die Neuwagenpreise im Dezember um mehr als 12 Prozent zurück. Inwiefern dabei „Euro-Rabatte“ etc. berücksichtigt wurden, ist unklar. Für das kommende Jahr ist mit sinkenden Preisen in der Schweiz zu rechnen (SNB-Prognose: -0.3 Prozent; SGB: -0.4 Prozent).
Makroökonomisch gibt es prima vista zahlreiche Vorteile, wenn ausländische Hersteller und ihre Importeure Wechselkursvorteile auf Produkten, die in der Schweiz nicht hergestellt werden, weitergeben. Beispielsweise stärkt die Weitergabe der Wechselkursgewinne auf Autos die inländische Kaufkraft.
Allerdings sind mit solchen Preissenkungen - wenn sich aufgrund einer stark überbewerteten Währung geschehen - auch Nachteile verbunden. Beispielsweise wenn sie Produkte betreffen, die auch in der Schweiz hergestellt werden. Schweizer Produzenten wären dann nur wegen der ausserordentlichen Währungssituation nicht mehr konkurrenzfähig und müssten schlimmstenfalls schliessen.
Damit würde die Deflationsgefahr grösser. Deflation ist makroökonomisch etwas ganz giftiges. Dass die KonsumentInnen in einer solchen Situation einen Teil ihres Konsums aufschieben, weil sie auf weitere Preissenkungen warten, ist noch das geringere Problem. Die Hauptschwierigkeit ist die, dass die Kredite von Unternehmen und Privaten aufgrund des allgemeinen Preiszerfalls real schwerer werden. Wenn einen Unternehmung einen Kredit aufgenommen hat, um eine Maschine zu kaufen und die Preise bzw. Margen auf den damit hergestellten Produkten aber sinken, so wird die Gefahr immer grösser, dass sie die Maschine nicht mehr amortisieren kann. Die Banken verlangen dann mehr Sicherheiten oder eine Erhöhung des Eigenkapitals. Das ist auch bei Privathaushalten mit Hypotheken der Fall, wenn die Häuserpreise sinken. Konkurse und mit ihnen ein weiterer Preiszerfall ist die Folge.
Makroökonomisch führt daher kein Weg an einer Korrektur des überbewerteten Frankens vorbei.
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