Konjunkturprobleme in Europa sind zu einem grossen Teil hausgemacht – auf Trump zu zeigen lenkt nur ab
Die Auswirkungen des Handelsstreits zwischen den USA und China auf Europa werden überschätzt. Zentrale Ursachen der gegenwärtigen Konjunkturprobleme in Europa liegen vor der eigenen Haustüre. Das zeigen u.a. die Exportzahlen für Deutschland.
Wenn zwei Elefanten wie die USA und China sich handelspolitisch streiten, zittert der Boden auch in Europa. Wenn die Firmen in diesen beiden grossen Wirtschaften weniger investieren, können die europäischen Hersteller weniger Investitionsgüter verkaufen. Gleichzeitig steigen ihre Chancen, die Marktanteile auf Kosten ihrer Konkurrenten aus den USA oder China auszubauen. Denn die Produkte der Konkurrenten werden wegen den Zöllen teurer. So gesehen müsste der Handelskonflikt für Europa neutrale Auswirkungen haben.
Tatsache ist aber, dass die Industrieproduktion in Deutschland viel stärker zurückgeht als in den USA. Warum das? Ein Blick in die Exportstatistiken zeigt Interessantes: So sinken vor allem die Exporte in die europäischen Länder wie z.B. nach Italien und Irland oder ins Vereinigte Königreich. Die Exporte nach China und in die USA wachsen hingegen weiterhin. Das zeigt sich auch in den Schweizer Exportzahlen. Die Exportzahlen spiegeln somit die Zentrifugalkräfte in der EU. So lange Deutschland als grösste Wirtschaft in Europa mehr verkaufen als aus dem Ausland einkaufen will, kommt die EU-Wirtschaft nicht ins Gleichgewicht.
Der neuste Bericht des DIW weist zwar darauf hin, dass die grosse Koalition einiges unternommen hat, um die Kaufkraft und die Binnenkonjunktur zu stärken. So müssen die deutschen Arbeitgeber die Krankenversicherung wieder mitfinanzieren. Das ist positiv. Aber leider noch zu wenig.