Trickst die UBS bereits wieder beim Eigenkapital?
Nächste Woche soll die Arbeitsgruppe "too-big-to-fail" die Vorschläge für die neuen Eigenkapitalanforderungen präsentieren. Bereits heute hat die UBS mit einem vielbeachteten Auftritt darzustellen versucht, wie weh ihnen diese neuen Vorschriften tun werden. Im präsentierten Szenario wird unterstellt, dass bis auf Weiteres keine Dividenden ausgeschüttet werden, um das Eigenkapital zu bilden (Link).
Damit ist auch gleich der Brennpunkt der Regulierungsdiskussion lanciert. Es soll um Eigenkapital gehen. Das ist zwar nicht falsch. Doch anhand von welcher Grösse soll das Eigenkapital bemessen werden? Im Regelwerk von Basel bemisst sich das Eigenkapital an den risikogewichteten Anlagen, wobei ab Ende der 1990er Jahre die Bemessung der Risikogewichte zu einem grossen Teil den Banken selber überlassen wurde. Das hat den Banken die Möglichkeit gegeben, die Kapitalanforderungen zu ihren Gunsten zu optimieren (s. u.a. hier oder hier). Denn die Risiken wurden wegoptimiert (z.B. über Derivate). Doch obwohl die UBS seit den späten 1990er Jahren in riskanten Geschäften präsent war, nahm der Anteil der riskikogewichteten Anlagen an den gesamten Anlagen der Bank stark ab. Das zeigen die UBS-Geschäftsberichte (Link). 1997 betrug das Verhältnis der risikogewichteten Anlagen zu den gesamten Anlagen über 30 Prozent. 2005 und später betrug dieses Verhältnis noch rund die Hälfte, nämlich etwas mehr als 15 Prozent. So konnte die Bank ihr Eigenkapital deutlich senken.
Heute sprach die Bank davon, dass aufgrund der neuen Regulierungen ihre risikogewichten Aktiven von momentan etwas mehr als 200 Mrd.. Fr. auf 400 Mrd. Fr. ansteigen werden. Durch verschiedene Optimierungen bei der Risikoallokation verspricht sich die Bank, diese 400 Mrd. Fr. auf 300 Mrd. zu senken. Doch wie viel ist das im historischen Vergleich? Gehen wir davon aus, dass die Bilanz unverändert rund 1.3 Bio. Fr. beträgt, ergibt das ein Verhältnis der risikogewichteten Aktiven zur Gesamtbilanz von 30% (400 Mrd. Fr.) bzw. 23% (300 Mrd. Fr.). Das ist weniger, als die Bank in den späten 1990er Jahren hatte (s. Grafik:ubs_assets.doc)!
Der deutsche Ökonom Martin Hellwig geht sogar davon aus, dass die Risikogewichtung in Basel II die Verflechtung der Banken untereinander, aber auch die Verflechtung der Banken mit den Versicherungen (z.B. AIG) verstärkt hat. Denn indem Risiken über Derivatkontrakte (Credit default swaps u.a.) mit anderen Banken oder Versicherungen aus der Bilanz "entsorgt" wurden, ergaben sich Verflechtungen, die es zuvor noch nicht gegeben hat. Der US-Versicherer AIG schrieb beispielsweise im Jahresbericht 2007: „… approximately $ 379 billion … of the $ 527 billion in notional exposure of AIGFP’s super senior credit default swap portfolio as of December 31, 2007 represents derivatives written, for financial institutions, principally in Europe, for the purpose of providing them with regulatory capital relief rather than risk mitigation.”
Der Leiter der Abteilung "Finanzstabilität" der Bank of England, Andi Haldane, schreibt, dass durch Basel II eine Vereinheitlichung der Bilanzen stattgefunden hat. Die Optimierung innerhalb dieser Vorgaben hätte dazu geführt, dass die Bilanzen mehr und mehr einander glichen bis sich eine "Monokultur" ergab, wodurch das System noch krisenanfälliger wurde (Link, S. 19).
Die Risikogewichtung bei den Eigenmittelanforderungen ist eine trickreiche Sache. Das zeigt die Präsentation der UBS einmal mehr. Bei den Eigenkapitalanforderungen führt daher kein Weg an einer ungewichteten Leverage ratio vorbei.
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