Bei der Festlegung der Preise orientieren sich Unternehmen vor allem an der Absatzsituation
Zahlreiche gut bezahlte Ökonomen schüren im Hinblick auf den Lohnherbst die Angst vor einer Lohn-Preis-Spirale. Diese Angst ist - wie in diesem Blog schon verschiedentlich dargelegt - unbegründet. Doch was bestimmt die Preise der Schweizer Unternehmen?
Die Schweizer Unternehmen sind nicht auf
Massenmärkten tätig, sondern sie produzieren spezialisierte Produkte, bei denen
sie einziger Anbieter oder ein Anbieter unter wenigen sind (sog. monopolistische
Konkurrenz). Sie erwirtschaften hohe Margen und können ihre Preise in gewissem
Masse unabhängig von den Kosten frei bestimmen. Je stärker die die Nachfrage
nach ihren Produkten ist (z.B. je länger die Lieferfristen sind), desto höhere
Preise können sie durchsetzen. Höhere Preise bei Schweizer Unternehmen sind
daher in erster Linie eine Folge der guten Konjunktur und nicht von höheren
Kosten. Dieser Zusammenhang lässt sich gut veranschaulichen, indem die Höhe des Auftragsbestandes, wie von der KOF ETH bei den Unternehmen erfragt, der Entwicklung der der Produzentenpreise gegenüber gestellt wird (Preise_Auftbest.pdf).Die Korrelation zwischen diesen beiden Grössen beträgt über den Zeitraum von 1995 bis 2008 hohe 0.69.
Ein Einfluss der (Lohn-)Kosten auf die Preise ist in der kürzeren Frist hingegen kaum feststellbar. Zwar lässt
sich ein schwach positiver Zusammenhang zwischen den Produzentenpreisen und den
Löhnen messen (Korrelation 0.23) (Preise_Nomloehne.pdf). Doch kann der
Wirkungszusammenhang in beide Richtungen sein. Denn höhere Preise können
höhere Löhne zur Folge haben – etwa über den Teuerungsausgleich. Ökonometrisch
lässt sich die Richtung dieses Wirkungszusammenhangs testen (sog.
Granger-Kausalitätstest). Über den Zeitraum von 1995 bis 2008 kann die
Hypothese, dass höhere Löhne zu höheren Preisen führen, verworfen werden, nicht
aber die These, dass höhere Preise höhere Löhne nach sich ziehen. Während in
der kurzen Frist kaum ein Einfluss der Löhnen auf die Preise messbar ist,
dürften hingegen mittel- und längerfristig Wirkungen festzustellen sein.
Allerdings können die Unternehmen auf zwei Arten auf höhere Löhne reagieren.
Sie können entweder ihre Produktivität steigern (Rationalisierung in der
Produktion) oder die Preise erhöhen.
Sollte sich die Konjunktur abkühlen, werden die Unternehmen ihre Preise weniger stark erhöhen können, als in den letzten beiden Jahren. 2006 und 2007 stiegen die Produzentenpreise (gemessen am BIP-Deflator) um 1.6 bzw. 1.4 Prozent. Dies würde der Nationalbank schnell Handlungsspielräume für Zinssenkungen eröffnen.
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