Franken-Euro bei 1.20: Schäden der Überbewertung sichtbar. Für eine Entwarnung zu früh
Beim Franken-Euro-Kurs von 1.20 wollen nun viele bereits Entwarnung geben. Tatsächlich ist die Abwertung von den 1.07 vor einem Jahr eine markante Verbesserung. Doch der Franken muss sich noch weiter abwerten. Der „faire“ Franken-Euro-Kurs dürfte im Bereich von 1.30 liegen. Das zeigt beispielsweise die SGB-Schätzung mit Umfragedaten für die Schweiz und Deutschland.
Weil sie für ähnliche Märkte produzieren, beurteilen die Industriefirmen in der Schweiz und in Deutschland ihre Geschäftslage ungefähr gleich. Zumindest so lange sich der Franken-Euro-Kurs in mehr oder weniger gleichgewichtigen Bahnen bewegt. Im Jahr 2007 waren die Werte für Deutschland höher, weil sich der Franken abgewertet hat. Mit der starken Aufwertung ab 2010 liefen die Geschäfte in der deutschen Industrie wesentlich besser als in der Schweiz.
Beurteilung der Geschäftslage in der Industrie
Aus diesen Firmenumfragen lässt sich daher indirekt eine Schätzung für den „fairen“ Franken-Euro-Kurs machen. Diese Schätzung liegt momentan im Bereich von 1.30 Fr./Euro. Das bedeutet, dass die Nationalbank für eine weitere Abwertung sorgen muss. Für eine Entwarnung ist es zu früh.
Franken-Euro-Kurs
Viele Leute fragen nun, was die Überbewertung gekostet hat. Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Es gibt kurzfristige negative Effekte – bei der Beschäftigung und bei den Löhnen. Es gibt aber auch längerfristige Auswirkungen. Wenn die Unternehmen beispielsweise wegen Finanzproblemen zu wenig n die Entwicklung neuer Produkte investiert haben. Die KOF ETH hat vor einiger Zeit vor solchen Effekten gewarnt.
Tatsache ist, dass in der Schweizer Exportindustrie zahlreiche Stellen verloren gegangen sind. So arbeiten heute noch rund 80‘000 Personen in der Maschinenindustrie – gegenüber rund 90‘000 vor der Finanzkrise. Interessant ist ein Vergleich der Beschäftigungsentwicklung zwischen der Schweiz und Deutschland. Mit der Frankenüberbewertung ab dem Jahr 2010 öffnete sich eine Scherer. Die Firmen in Deutschland stellten mehr neues Personal ein als die schweizerischen. Die Schere ging besonders ab 2015 – nach der Aufgabe des Mindestkurses – stark auf. Seit 2009 ist die Beschäftigung in Deutschland um knapp 8 Prozent stärker gewachsen als in der Schweiz. Hätten die Schweizer Firmen im selben Ausmass Arbeitsplätze geschaffen, wäre die Beschäftigung in der Schweiz um rund 400‘000 Personen höher.
Beschäftigung in der Schweiz und in Deutschland (2009=100)
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