Diskussion über SNB-Bilanz lenkt vom Überbewertungsproblem ab, wie Erfahrungen in anderen Ländern zeigen
Ende 2015 hat der Umfang der SNB-Bilanz ungefähr das Niveau des Schweizer BIP erreicht. Ursache dieser Entwicklung ist einerseits die Abwertung des Frankens (Fremdwährungsbestände sind in Franken ausgedrückt mehr wert) und andererseits die (unbekannte) Interventionsaktivität der SNB im Devisenmarkt.
Fremdwährungsbestände in dieser Grössenordnung sind international gesehen nichts Aussergewöhnliches. Hongkong und Singapur, welche ihre Währungen an den Dollar bzw. an einen Währungskorb gekoppelt haben, weisen Fremdwährungsreserven von rund 130 Prozent bzw. 85 Prozent des BIP auf. Probleme ergeben sich dadurch nicht.
In der Schweiz gibt der Bilanzumfang zu reden. Das ist grundsätzlich gut so. Denn unser Land leidet darunter, dass es im Gegensatz zu fast allen anderen Ländern kaum eine öffentliche Diskussion zur Geldpolitik gibt. Doch das Problem ist nicht die Grösse der Bilanz, sondern der überbewertete Franken, der wirtschaftlich grossen Schaden anrichtet.
Überraschenderweise soll die UBS gemäss Medienberichten dennoch vor «enormen Risiken» aufgrund des Umfang der SNB-Bilanz warnen. Genannt werden die Gefahr von Inflation und von Verlusten (negatives Eigenkapital). Diese Warnungen sind nicht nachvollziehbar. Denn der Franken ist stark überbewertet. Von Inflation gibt es keine Spur – im Gegenteil. Auch künftige Inflationsgefahren sind als gering einzustufen. Denn erstens erhöhen die Firmen die Preise nicht, weil die Geldmenge steigt, sondern weil sie aufgrund einer positiven Konjunkturentwicklung oder einer Frankenabwertung Preiserhöhungsspielraum haben. In einem solchen Szenario hat die SNB ausreichend Zeit, den geldpolitischen Restriktionsgrad zu erhöhen und wenn nötig ihre Fremdwährungsbestände gegen Franken zu tauschen und die Geldmenge zu reduzieren. In Bezug auf die Frage des negativen Eigenkapitals hat das SNB-Direktorium verschiedentlich Entwarnung gegeben. Da der Franken überbewertet ist, ist eher mit Gewinnen als Verlusten zu rechnen. Zudem kann die SNB Franken produzieren. So lange der Franken als Währung anerkannt ist, ist die SNB auch im Falle eines negativen Eigenkapitals weiterhin handlungsfähig.
Bemerkenswert ist aber, dass die Bilanzsumme der SNB in der Zeit ohne Mindestkurs stärker zugenommen hat als unter dem Mindestkurs seit Sommer 2012.
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