Immer mehr 3. Säule in der Altersvorsorge: Negativ für die Arbeitnehmenden und die konjunkturelle Entwicklung
Die Schweizer Bevölkerung spart immer mehr. Die Sparquote – d.h. die jährlichen Ersparnisse in Prozent des Bruttoeinkommens – ist von rund 18 Prozent Ende der 1990er Jahre auf heute rund 23 Prozent gestiegen. Die Ursache dieser Entwicklung ist nicht genau untersucht. Ein Faktor dürfte die aufgehende Lohnschere sein – hohe Einkommen sparen mehr. Wahrscheinlich der bedeutendste Treiber sind wohl die sinkenden Pensionskassenrenten (s. die Analyse an der SGB-Jahresmedienkonferenz). Zahlreiche Haushalte dürften angesichts dieser Situation mehr auf die hohe Kante legen. Insbesondere in Form eines 3. Säule-Kontos. Heute gibt es in der Schweiz rund 3.8 Millionen solcher Konti. Gegenüber knapp 2.5 Millionen vor rund 10 Jahren.
Die Banken bewerben ihre 3. Säule-Produkte sehr aktiv – indem sie die AHV und die Pensionskasse schlechtreden. Die UBS schrieb nach dem Nein zur Altersvorsorge 2020: „Die Ungewissheit über die Zukunft der 1. und der 2. Säule ist nach dem 24. September nicht geringer geworden. Die 3. Säule bleibt in diesem Umfeld ein wichtiges Vorsorgeinstrument. Beginnen Sie möglichst früh mit der Planung Ihrer persönlichen Vorsorge.“ Die Verzinsung dieser Konti ist sehr tief. Bei der UBS gibt es beispielsweise nur 0.2 Prozent Zins. Also viel weniger als in einer Pensionskasse. Dazu kommt, dass die 3a-Sparkonti nicht zu den sichersten Vorsorgeinstrumenten gehören. Im Falle eines Konkurses der Bank fallen sie in die Konkursmasse. Für Guthaben bis 100‘000 Fr. kommt dann die Einlagensicherung zum Einsatz – ausser es gibt Staatsgarantien wie etwa bei gewissen Kantonalbanken.
Viele Arbeitnehmende würden besser fahren, wenn sie mehr in ihre Pensionskassen einzahlen. Noch besser wäre es, wenn die AHV ausgebaut würde. Für tiefe und mittlere Einkommen hat sie das beste Preis-Leistungsverhältnis. Auch gesamtwirtschaftlich würde sich das auszahlen. Denn die steigende Spartätigkeit entzieht der Wirtschaft Kaufkraft. Das wird den Aufschwung bremsen.
Hier noch ein kleiner Nachtrag, der nur teilweise mit dem Thema zu tun hat: Beim Recherchieren bin ich auf einen Blick-Artikel vor der UBS-Rettung gestossen. Dort betont HSG-Professor Ammann in der Antwort auf verschiedene Leserfragen, wie sicher die UBS sei. Ein Konkurs sei sehr unwahrscheinlich.