Die Goldspekulanten im Ausland freuen sich über die Goldinitiative. Sie machen Gewinne, wenn die Nationalbank SNB rund 60 Milliarden Gold kaufen muss. Für die Normalverdiener in der Schweiz ist sie klar negativ. Die SNB kann viel schlechter auf Krisen reagieren. Sie darf das viele Gold nicht brauchen. Das gefährdet unsere Löhne und Arbeitsplätze. Die Steuern steigen. Weil die Kantone von der SNB wegen dem Goldzwang massiv weniger Geld erhalten, denn die Rendite auf unverkäuflichem Gold ist null
Die SVP-Goldinitiative verpflichtet die Nationalbank, 20 Prozent der Aktiven in Gold zu halten. Um den geforderten Mindestanteil zu erreichen müsste die SNB Gold im Wert von rund 60 Milliarden Franken aufkaufen. Dies sind zu gegenwärtigen Preisen ungefähr 1600 Tonnen und entspricht damit ca. 40 Prozent der weltweiten Goldnachfrage eines Jahres. Obwohl die Initiative eine Übergangsfrist von 5 Jahren vorsieht, dürfte die Goldinitiative angesichts einer Jahresproduktion von knapp 3000 Tonnen zu einer deutlichen Goldpreiserhöhung führen. Der Chefökonom der Bremer Landesbank, rechnet mit einem 15 prozentigen Preisschub bei Annahme der Initiative. Weil die Nationalbank mindestens 20 Prozent der Bilanzsumme in Gold halten muss, müsste sie bei einem Preiszerfall des Goldes wohl Gold nachkaufen. Indirekt führt das zu einer Art Goldpreis-Garantie. Die Spekulanten können sich bei der Gold-Initianten bedanken.
Gold wird vor allem von vermögenden Haushalten gehalten. Leider gibt es für die Schweiz keine Statistiken. Eine Erhebung für Deutschland zeigt, dass ein deutscher Haushalt im Durchschnitt 131g Gold besitzt (inkl. Wertpapiere). Haushalte mit weniger 25000 Euro Vermögen haben nur 15g physisches Gold. Wer hingegen über 125‘000 Euro besitzt hat im Schnitt 277g. Ein vermögender deutscher Haushalt dürfte gemäss der Schätzung oben dank der Goldinitiative einen Kursgewinn auf dem Gold von rund 1500 Fr. machen.
Negativ ist sie für die Normalverdienenden in der Schweiz. Denn die Initiative behindert die Geldpolitik der SNB massiv. Sie legt die SNB in goldene Fesseln. Es besteht die Gefahr, dass diese a) entweder mittelfristig vor allem Gold auf der Bilanz hat, weil sie die Mindestquote von 20 Prozent Gold einhalten muss, aber kein Gold verkaufen darf, so dass sie bei einer Bilanzverkleinerung alles ausser das Gold verkaufen muss. Oder dass sie b) eine sehr grosse Bilanz halten muss, damit sie nicht nur Gold als Währungsreserven hat. Der Handlungsspielraum bei der Geld- und Währungspolitik wäre eingeschränkt. Darunter leiden vor allem diejenigen, die ihren Lohn in der Schweiz verdienen. Denn eine schlechte Geldpolitik – starke Überbewertung der Währung usw. – führt zu Druck auf die Löhne und Arbeitsplätze.
Entgegen den Szenarien in vielen Medienberichten dürfte der Mindestkurs auch unter der Goldinitiative zu halten sein. Aber der Preis für die Durchsetzung kann deutlich steigen. Denn die SNB kann die Bilanz später ev. nicht wie gewünscht verkleinern, da sie das Gold nicht mehr verkaufen kann. U.U. sind dann zu viele Franken im Umlauf, was zu einem Inflationsdruck und zu einer überproportionalen Schwächung des Frankens führen kann. Zudem muss sie zur Verteidigung des Frankens gegenüber dem Euro wohl einen Umweg über den Dollar nehmen, da sie Gold in Dollar kaufen müsste.
Wegen der SVP-Goldinitiative drohen dem Schweizer Durchschnitthaushalt jedes Jahr höhere Abgaben und Steuern. Denn heute erwirtschaftet die Nationalbank auf ihren Anlagen Gewinn. Den überweist sie Bund und Kantonen. Vor der Krise waren es 2,5 Milliarden Franken jährlich. Das Gold bringt keinen Zins, und die SNB dürfte es nicht verkaufen. Also wirft es keinen Gewinn ab. Bund und Kantone hätten weniger Einnahmen. Die Löcher in ihren Kassen müssten dann wir alle stopfen, über höhere Abgaben. Pro SteuerpflichtigeN macht das im Mittel schätzungsweise 600-800 Fr. pro Jahr: Vor der Finanzkrise im Jahr 2008 und dem Beginn der Devisenmarktinterventionen erwirtschaftete die SNB auf den Devisenreserven (ohne Gold) im Mittel 4.64 Prozent p.a. (1998-2007). Auf einem Bestand von 60 Mrd. Fr. Devisenreserven wären das ein jährlicher Ertrag von rund 2.8 Fr., der der SNB und somit indirekt Bund und Kantonen nicht mehr zur Verfügung stehen würde. Geht man – sehr konservativ - von einer tieferen Rendite von 3.5 Prozent aus (erwartete Langfristrendite auf Schweizer Bundesobligationen gemäss EFD), so wären es immerhin 2.1 Mrd. Fr. weniger. In der Schweiz gibt es rund 3.4 Mio. Steuerpflichtige.