Schlüsselrolle der Gewerkschaften bei der Einkommensverteilung - positive Entwicklungen in Deutschland
Dass die Gewerkschaften bei der Verteilung der Löhne eine zentrale Rolle spielen, liegt auf der Hand. Stärkere Gewerkschaften sowie eine bessere GAV-Abdeckung führen in der Regel zu höheren Löhnen in den unteren und mittleren Einkommensklassen. Besonders ist aber, dass die Gewerkschaftspräsenz gemäss verschiedenen Untersuchungen generell eine ausgleichende Wirkung auf die Lohn- und Einkommensverteilung hat. Auch eine vor kurzem erschienene Studie der IWF-Ungleichheitsforscherin Florence Jaumotte zeigt, dass ein höherer gewerkschaftlicher Organisationsgrad mit tieferen Top-Löhnen einhergeht. Negativ formuliert bedeutet das, dass der Rückgang des gewerkschaftlichen Organisationsgrades die Lohnschere begünstigt hat. Und dass das in vielen Ländern ungenügende Wachstum der unteren und mittleren Löhne mit den Problemen der Gewerkschaften wesentlich zusammenhängt.
Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat im April eine Lagebeurteilung für Deutschland publiziert. Diese zeigt, dass die Mitgliederentwicklung auch in Deutschland insgesamt nach wie vor unbefriedigend ist. Sie zeigt aber auch, dass sich die Lage in den letzten Jahren verbessert hat. Die Aufbauprojekte in verschiedenen Gewerkschaften und Branchen tragen Früchte, wenn sie mit der notwendigen Professionalität vorangetrieben werden. Die IG Metall vermeldete Anfang Jahr für 2018 eine positive Mitgliederentwicklung. Besonders stark war der Zuwachs bemerkenswerterweise bei den Angestellten und den IngenieurInnen.
Übrigens beschäftigte sich der IWF am letzten Samstag einmal mehr mit Ungleichheit. Die IWF-Chefin Lagarde bezeichnete den Teilnehmerinnen-Kreis dieses Seminars zu Recht als historisch. Die auftretenden Chief Economists der drei Organisationen IWF, OECD und Weltbank sind erstmals alles Frauen. Die Analyse zeigte klar, dass die wirtschaftliche Ungleichheit ein grosses Problem ist. Die Massnahmenvorschläge gingen allerdings in (zu) viele Richtungen. Positiv ist aber, dass die beteiligten Organisationen OECD und IWF die Gewerkschaften und die Gesamtarbeitsverträge als zentrale Faktoren für die Verteilungsfrage identifiziert haben.
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