Kurzfristdenken beim Outsourcing in den Banken gefährdet Arbeitsplätze und Arbeitsklima
In den Banken läuft eine neue Auslagerungswelle. Betroffen sind vor allem die Informatik und andere Tätigkeiten im Back office (Personaldienste u.a.). Dahinter stehen vor allem finanzielle Beweggründe. Es sollen – kurzfristig – Kosten eingespart werden. Für Bankangestellten in den betroffenen Bereichen sind diese Entscheidungen auch betriebswirtschaftlich oft schwer nachvollziehbar. Das zeigte u.a. eine Veranstaltung des Bankpersonalverbandes zusammen mit dem KV Zürich diese Woche (Radiobeitrag dazu). Das Klima in zahlreichen Bankabteilungen ist vergiftet.
Bereits in der Vergangenheit haben die Banken viele Tätigkeiten ausgelagert. Beispiele sind die Gastronomie oder die Reinigung. Für die Angestellten in diesen Bereichen war das mit Lohneinbussen verbunden (S. Blog). Dazu kommt, dass sie neu von einer Reinigungsfirma angestellt sind und von vielen Leistungen der Banken an ihre Mitarbeitenden nicht mehr profitieren können. Auch der Wechsel auf eine andere Stelle in der Bank ist nicht mehr möglich.
Auslagerungen sind oft Eingriffe in komplexe Zusammenarbeitsstrukturen in einer Firma. Das wird oft unterschätzt. Es ist deshalb kein Wunder, dass Spitäler die Reinigung wieder zurückgeholt haben. Die Zusammenarbeit mit Externen konnte die Hygienevorgaben nicht erreichen. Bereits gibt es auch erste Beispiele dafür, dass die Auslagerung der IT die Banken teuer zu stehen kommen kann. Der Fall Adoboli: Der FINMA-Bericht über den Fall dokumentiert, dass einer der Gründe für das Versagen der Kontrollmechanismen war, dass der so genannte T+14 Report monatelang ausfiel. Just dieser Report hätte jedoch auf die auffälligen Transaktionen des betrügerischen Händlers Aufmerksam machen sollen. Interessant dabei ist, dass der Report von einem Outsourcing-Unternehmen in Indien erstellt wird. Mehrere internationale Beobachter gehen deshalb davon aus, dass das Outsourcing wichtiger Aufgaben einer der Gründe für den historischen Milliardenverlust war.
Viele Outsourcing-Entscheide dürften rein aufgrund von kurzfristigen Einsparungsmöglichkeiten gefällt werden – bei einer starken Rolle der Finanzabteilungen. Die Abschätzung der Risiken und die längerfristigen Kosten dürften bei den Entscheidungen keine wesentliche Rolle spielen. Können sie wohl auch nicht vollständig: Denn im komplexen Bankgeschäft ist das sehr schwierig abzuschätzen. Die Mitarbeitenden spüren hingegen, wenn Entscheidungen in die Irre führen. Sie werden jedoch kaum angehört. Vielen von ihnen bleibt deshalb nur die Distanzierung von ihrer Firma. Und die Hoffnung, dass ihr Arbeitsplatz trotzdem einigermassen sicher bleibt.