Bekämpfung von Devisenaufwertungen: Neue Vorschläge aus der Wissenschaft
Nicht nur die Schweiz, sondern auch zahlreiche Schwellenländer leiden unter einer starken Aufwertung ihrer Währung. Brasilien und Thailand haben eine Steuer auf Wertpapierkäufen von ausländischen Anlegern eingeführt. Auch Südafrika prüft Massnahmen. Im nächsten G20-Treffen werden die Wechselkurse und die Kapitalmarktkontrollen ein wichtiges Thema sein. In den Wirtschaftswissenschaften ist eine gewisse Bewegung zu beobachten, indem mehr und mehr kreativ und wohlwollend über Massnahmen gegen die Aufwertung nachgedacht wird. Allerdings überwiegt nach wie vor die Skepsis. Je länger die Aufwertungsphase dauert, desto mehr wird aber der Handlungsdruck steigen.
Die OECD hat eine Übersicht über die Wechselkurssituation zusammengestellt (Link, leider fehlt die Schweiz). Sie weist darauf hin, dass Wechselkursinterventionen bei überschiessenden Bewegungen volkswirtschaftlich sinnvoll sein können. Allerdings gäbe es Fragezeichen in Bezug auf ihre Wirksamkeit. Um auch über die sehr kurze Frist hinaus wirksam zu sein, dürfe die Geldpolitik die Intervention nicht sterilisieren (d.h. die zusätzliche Geldmenge aus der Intervention nicht abschöpfen). Die OECD wendet sich nicht fundamental gegen die Besteuerung von ausländischen Anlagen, weist aber darauf hin, dass die Finanzierung im Inland gewährleistet sein muss. Eine Besteuerung könne zudem zu einer Verschiebung von kurz- zu längerfristigen Anlagen führen.
Der MIT-Professor Richardo Caballero denkt über einen "dualen Wechselkurs" nach (Link). Dabei soll der Wechselkurs für Exporte politisch geglättet werden, während daneben ein Marktwechselkurs existiert, der sich auf dem Devisenmarkt ohne Interventionen ergibt. Ökonomisch ist dieses Regime einer Subvention gleichzusetzen. In der Schweiz könnte das ungefähr so konkretisiert werden, dass Exporteure (Industrie, Tourismus) bei Nationalbank oder Bund ihre Einnahmen in ausländischer Währung gegen Nachweise zu einem besonderen Kurs in Franken wechseln könnten.
In welchem Ausmass die Geldpolitik den Wechselkurs beeinflussen kann, hat jüngst die USA demonstriert. Bereits die Ankündigung weitergehender geldpolitischer Lockerungen (quantitative Easing) hat zu einer starken Dollarabwertung geführt.