Amazon und Zalando: 1 Milliarde Franken Schweizer Umsatz - aus Deutschland zu Dumpinglöhnen
„Amazon kommt in die Schweiz“, war eine der Schlagzeilen in den letzten Tagen. Doch das ist falsch so. Denn Amazon ist bereits voll da. Denn über die Site Amazon.de werden heute Waren für rund 500 Mio. Fr. pro Jahr in die Schweiz geliefert. Nach Zalando ist Amazon der zweitgrösste ausländische Onlineanbieter in der Schweiz. Nur Digitec/Galaxus ist noch grösser.
Zalando machte 2016 in der Schweiz einen Umsatz von schätzungsweise 534 Millionen Franken. Im laufenden Jahr dürfte der Online- Kleider- und -Schuhhändler in der Schweiz sogar den Kleiderkonzern H & M einholen und einen Marktanteil von rund 5 Prozent erreichen. Dabei beschäftigen Zalando und Amazon kaum Personal in der Schweiz. Die Schweiz wird aus Vertriebszentralen in den umliegenden Ländern beliefert. Einzig bei den Retouren gibt es neuerdings eigene Stellen. So hat Zalando vor wenigen Tagen bekanntgegeben, dass in Arbon 100 Stellen mit einem skandalös tiefen Einstiegslohn von 16 Franken 50 pro Stunde geschaffen werden. Die Gewerkschaftszeitung Work berichtet in der neusten Nummer über die schlechten Arbeitsbedingungen bei der Rücknahme von Zalando-Artikeln.
Die Arbeitsbedingungen in den ausländischen Verteilzentralen entsprechen erst recht nicht den Schweizer Standards. Gemäss Presseberichten soll Zalando im süddeutschen Logistikzentrum in Lahr einen Einstiegslohn von 12.67 Euro pro Stunde zahlen. Bei Amazon liegt der minimale Stundenlohn nach eigenen Angaben bei 10.52 Euro. Auch um die weiteren Arbeitsbedingungen und die Mitbestimmung gibt es immer wieder Auseinandersetzungen – insbesondere bei Amazon. Im November liefen Streiks in mehreren deutschen Verteilzentren. Auch heute wurde wieder gestreikt. Aus gewerkschaftlicher Sicht sind das sehr problematische Entwicklungen.
Die Gewerkschaften haben viele Jahre dafür gekämpft, dass die Mindestlöhne im Schweizer Detailhandel auf 4000 Franken im Monat steigen, und dabei grosse Erfolge erzielt. Wer in der Schweiz geschäften will, muss Schweizer Löhne zahlen. Das muss auch für Amazon und Zalando gelten.
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