Irreführende Entwarnung von UBS & Co - Franken nach wie vor deutlich überbewertet
Die Frankenabwertung seit dem Sommer – zusammen mit dem Konjunkturaufschwung im Ausland - tut der Schweizer Exportwirtschaft gut. Nicht nur der so genannte „Frankenschock“ aus der Aufhebung des Mindestkurses am 15. Januar 2015, sondern die gesamte Aufwertung des Frankens von einem Franken-Euro-Kurs von über 1.60 wirkte sehr belastend.
Irritierend sind aber die Stimmen, welche bereits von einem „fair“ bewerteten Franken sprechen. Die UBS hat vor einiger Zeit eine Statistik in die Welt gesetzt, welche von einer Kaufkraftparität beim Franken-Euro von etwas über 1.20 ausgeht. Seither schreiben ihr viele ab – von der Handelszeitung bis zur Uni St. Gallen (Jäger/Trütsch).
Effektiv dürfte der Franken nach wie vor deutlich überbewertet sein. Schätzungen des SGB mit verschiedenen Methoden zeigen, dass die Kaufkraftparität wohl eher im Bereich von 1.25 bis 1.35 liegen dürfte. Das zeigt auch ein Vergleich mit Deutschland, dessen Wirtschaftsstruktur der schweizerischen ähnelt. Bis zur starken Aufwertung im Jahr 2009 schwankte der „reale“ Wechselkurs gegenüber Deutschland um einen relativ konstanten Wert – d.h. um einen Indexwert von rund 95. Heute liegt dieser Index bei ungefähr 110. Der Franken wäre so um rund 15 Prozent überbewertet, was einem Franken-Euro-Kurs von über 1.30 entspricht.
Realer Wechselkursindex Schweiz/Deutschland
Obwohl es journalistisch interessant sein mag, über Änderungen der Geldpolitik zu schreiben: Tatsache ist, dass die Nationalbank nach wie vor die Frankenüberbewertung bekämpfen muss. Eine Verschärfung der Geldpolitik wäre für die Exportwirtschaft ausgesprochen negativ. Denn bereits zum Kurs von 1.15 gibt es beispielsweise erst wenige Industriefirmen aus dem Ausland, die in der Schweiz investieren.