Irreführende rechtsschiefe, nicht-repräsentative Rentnerumfrage in der Sonntagspresse: Negativzinsen sind nötig - zur Sicherung der Altersrenten ist eine Stärkung der 1. Säule zielführend
Der Angriffsversuch der „Schweiz am Sonntag“ auf die Negativzinsen mit einer rechtsschiefen, nicht-repräsentativen Umfrage unter Rentnerpromis beeindruckt nicht wirklich. Wahrscheinlich haben sie niemanden anders gefunden. Ebenfalls ziemlich schlapp sind die Argumente.
So wird behauptet, dass die Haushalte mehr sparen würden. Ökonomisch ist diese Behauptung fragwürdig. Denn in der Schweiz reagiert der Konsum in der Regel eher positiv auf tiefere Zinsen. Zahlen zum Sparverhalten im Jahr 2015 gibt es noch keine.
Ebenfalls wird behauptet, dass die öffentlichen Haushalte mehr Schulden machen würden. Effektiv ist das Gegenteil der Fall – es dominiert die Sparlogik. Obwohl öffentliche Investitionen gerade im Negativzinsumfeld besonders lohnend und sinnvoll wären.
Schliesslich wird gesagt, dass die 2. Säule durch die Negativzinsen unter Druck kommt und die Renten sinken werden. Tatsächlich sind die Pensionskassenrenten unter Druck. Die kommenden Rentnergenerationen werden voraussichtlich um 10 bis 20 Prozent tiefere Renten haben. Doch ob der Libor bei -0.75 Prozent oder bei 0 Prozent liegt, ist nicht entscheidend. Die Zinsen sind so oder so tief – wegen der Negativteuerung. Die Negativzinsen spielen eine Nebenrolle.
Wenn die SNB nach dem Mindestkurs noch die Negativzinsen aufgeben sollte, käme der Franken unter noch stärkeren Aufwertungsdruck. Für die Arbeitsplätze und die Löhne wäre das schlimm. Auch für die Investitionen und somit für die künftige Wirtschaftsentwicklung in der Schweiz wäre das ein Unsinn. Die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmer stagnieren bereits heute.
Um den Rückgang der Renten zu stoppen, wäre eine leichte Verlagerung der Säulengewichte sinnvoll. Die 2. Säule hat in den Jahren der prosperierenden Kapitalmärkte viel Rendite gebracht. Diese Zeit ist vorbei. Nun muss die 1. Säule tragen. Die AHV-Renten müssen erhöht werden – wie das die Initiative AHVplus vorschlägt. Das Preis-Leistungsverhältnis des Umlageverfahrens ist besser. Das passt den im Zeitungsartikel zitierten Exponenten des Finanzsektors natürlich nicht, weil sie nichts daran verdienen. Und weil die AHV für die Spitzenverdiener im Gegensatz zur übrigen Bevölkerung nicht attraktiv ist. Doch das sind keine Gegenargumente. Im Gegenteil. Mit einer Stärkung der AHV kommen diejenigen zu mehr Rente, die es brauchen. Die unteren und die mittleren Einkommen.
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