Aus dem Fall der UBS nichts gelernt - Merz will Steuerrabatt für Optionen der Topmanager
Werden Manager mit Aktienoptionen entschädigt, gehen sie zu grosse Risiken ein. Sie schaden ihrem Unternehmen und der übrigen Wirtschaft. Trotzdem will das Departement Merz auf diese Optionen künftig einen Steuerrabatt geben. Die Wirtschaftskommission des Ständerates wird sich nächstens mit diesem Geschäft befassen.
In den USA wurde der Zusammenhang zwischen Entschädigung mit Optionen und dem Zustand einer Firma eingehend untersucht. Hambrick und Sanders haben in einer Studie mit 950 Unternehmen gezeigt, dass grosse Verluste häufiger sind als grosse Gewinne, wenn das Management in grösserem Umfang mit Optionen bezahlt wird.[1] Harris und Bromiley[2] stellten in einer anderen empirischen Untersuchung fest, dass Firmen, welche ihr Management mit Optionen honorieren, häufiger Unregelmässigkeiten in ihren Unternehmensrechnungen aufweisen als die übrigen.
Warum das? Optionen sind nur dann etwas wert, wenn der Aktienkurs des betreffenden Unternehmens mindestens auf das Niveau des Ausübungspreises der Option steigt. Ist er darunter, verfällt die Option ohne Gewinn. Die Folge ist, dass die Manager, die mit Optionen bezahlt werden, einen Anreiz haben, alles zu unternehmen, damit der Kurs des Unternehmens innert kurzer Frist steigt. Dies mit längerfristig negativen Folgen. Der frühere Befürworters einer Entschädigung über Aktien und Optionen, Michael Jensen, spricht heute sogar von "managerial heroin": Ein kurzfristiger Kick mit schädlichen längerfristigen Auswirkungen.
Die UBS liefert dazu bestes Anschauungsmaterial. Seit dem Jahr 2000 hat die UBS Aktien in der Grössenordnung von 30 Mrd. Fr. zurückgekauft – ziemlich genau gleich viel, wie sie nun an neuem Eigenkapital aufnehmen muss. Die Eigenkapitalrendite und somit auch der Aktienkurs stiegen. Profitiert hat davon hat unter anderem Marcel Ospel, der einen grossen Teil seines Gehaltes in Form von Aktien und Optionen erhalten hat. Dieses Eigenkapital fehlt nun um die Abschreiber aus dem Subprime-Geschäft aufzufangen. Anreize, den Unternehmenswert befristet zu maximieren, führen zu besonders riskantem Verhalten, denn in einem effizient
geführten Unternehmen ist mehr Rendite nur mit mehr Risiko zu haben
Ein Steuerrabatt für Optionen ist nicht nur ungerecht, indem Grossverdiener mit einem weiteren Steuergeschenk bedient werden, sondern er ist auch kompletter wirtschaftspolitischer Unsinn. Statt über die Einführung dieses Rabattes zu diskutieren, müsste vielmehr der bereits bestehende Rabatt bei den Entschädigungen durch Aktien abgeschafft werden. Die Manager sollen über angemessene Fixlöhne entschädigt werden. Das ist ökonomisch, aber auch unter dem Gesichtspunkt der Gerechtigkeit das Beste.
[1]Hambrick, D. und G. W. Sanders (2007): Swinging for the Fences: The Effects of CEO Stock Options on
Company Risk-Taking and Performance, Academy of Management Journal.
[2] Harris, J. und P. Bromiley (2006): Incentives to Cheat: The Influence of Executive Compensation and Firm Performance on Financial Misrepresentation.