Too-big-to-fail: Mitglieder der damaligen Expertenkommission nehmen Abstand
Diese Session haben die eidg. Räte die Regulierung der Grossbanken („too-big-to-fail“) mit der Zustimmung zur Eigenmittelverordnung abgeschlossen. Die Regelungen bringen eine gewisse Verbesserung im Vergleich zur desolaten Situation vor Ausbruch der Finanzkrise. Doch sie werden keinesfalls verhindern, dass sich ein Fall UBS wiederholt. Gegenwärtig sind die Grossbanken noch weit von den verlangten Eigenmittelvorschriften entfernt. Das hat die Nationalbank verdienstvollerweise im Bericht über die Finanzstabilität festgehalten. Doch auch wenn die Vorschriften in Zukunft einmal erfüllt sein sollten, kann das Eigenkapital in Krisenfällen zu gering sein.
Die UBS hat in der Finanzkrise 40 Mrd. Fr. Verlust gemacht. Dazu kommen 44 Mrd. Fr., die der Stabfund der SNB für die toxischen Papiere bezahlt hat sowie 6 Mrd. Fr. des Bundes für die Pflichtwandelanleihe. Das entspricht rund 4 Prozent der damaligen Bilanzsumme. Um nur einigermassen ruhigen Gewissens behaupten zu können, dass die künftigen Kapitalpuffer gereicht hätten, um einen Fall der UBS zu verhindern, müssten die Vorschriften für hartes Eigenkapital (Common equity) allermindestens so hoch sein. Die Verordnung verlangt 10 Prozent Eigenmittel für die risikogewichteten Aktiven. Die Bilanzsumme der Grossbanken dürfte rund vier Mal höher sein als die risikogewichteten Aktiven. Der Bund verlangt gemessen an der Bilanzsumme somit nur rund 2.5 Prozent hartes Eigenkapital. Das ist viel zu wenig, um einen erneuten Fall UBS zu verhindern. Experten wie Martin Hellwig vom Max Planck Institut empfehlen deshalb Leverage Ratios von 10 Prozent und mehr.
Die „too-big-to-fail“-Regulierung verlangt im Krisenfall einen kontrollieren Konkurs. Bereits diese Vorgabe ist ein Problem, da Bankenkrisen oft Systemkrisen sind. Konkurse würden diese Systemkrise verstärken. Doch selbst wenn man an diesen Ansatz glaubt: In der Realität dürfte kein kontrollierter Konkurs möglich sein. Nicht nur aus der Finma mehren sich die skeptischen Stimmen (s. den Blog-Beitrag zum Interview des Finma-Direktors, der in der Arbeitsgruppe too-big-to-fail war). Gemäss der NZZ von heute nimmt auch das Mitglied der Expertengruppe und mutmassliche Autor der „too-big-to-fail“-Empfehlungen – Hans Caspar von der Crone – Abstand. Die NZZ schreibt, dass dieser die „Skepis“ über die Möglichkeit einer kontrollierten Aufteilung einer Grossbank „teilen“ würde „und zwar nicht nur bezüglich der grenzüberschreitenden Umsetzung. Aufgrund der Unwägbarkeiten einer Abwicklung, die in Echtzeit geschehen müsse, könne ein solches Konzept eine ausreichende Ausstattung der Banken mit Kapital nicht ersetzen“. Es wäre gut gewesen, wenn sich die damalige Arbeitsgruppe „too-big—to-fail“ bereits entsprechend geäussert hätte. Jetzt ist es ziemlich spät.