Ältere Arbeitnehmer: Mehr Erwerbslose, weniger Frühpensionierte wegen schlechterer Lage in den Pensionskassen
Die tiefen Zinsen führen nicht nur dazu, dass die Leistungen der Pensionskassen sinken und die Lohnbeiträge steigen. Sondern auch die Bedingungen für Frühpensionierungen haben sich verschlechtert. Die Frühpensionierungen sind für viele ältere Arbeitnehmenden ein Notausgang aus einer schwierigen beruflichen Situation. Auch die Unternehmen suchen teilweise den Weg der Frühpensionierung von Mitarbeitern, wenn Stellen abgebaut werden müssen. Doch in wesentlich geringerem Ausmass als früher, so dass mehr ältere Arbeitnehmende arbeitslos werden und teilweise sogar Sozialhilfe beanspruchen müssen.
In den1990er Jahren, als die finanzielle Situation in vielen Pensionskassen aufgrund der damaligen Finanzmarktsituation besser war, machten die Firmen öfter von diesem Instrument Gebrauch. Eine Studie im Auftrag des Bundesamtes für Sozialversicherungen sagt dazu: „Die Unternehmen versuchten, die personalpolitischen Folgen von Auftragsrückgängen, Kostendruck und Restrukturierungen pragmatisch und möglichst sozialverträglich aufzufangen. Bei der Mehrheit der Unternehmen bedeutete dies, dass die älteren Mitarbeitenden bei einem Personalabbau insofern "geschont" wurden, dass sie (so weit es die finanziellen Mittel erlaubten) nicht entlassen, sondern frühpensioniert oder invalidisiert wurden. Solange Frühpensionierungen finanziell attraktiv waren und von den Arbeitgebern nicht aufgezwungen wurden, stiessen sie bei den Betroffenen auf ein positives Echo“.
Für die letzten Jahre zeigen die Statistiken ein anderes Bild. Der Anteil der "Rentner" an den Männern zwischen 55 und 64 Jahren sinkt. Auch im laufenden Jahr zeigt die Kurve steil nach unten. Parallel dazu steigt die Erwerbslosigkeit. Die Zahl der erwerbslosen Männer ist auf einen Höchststand gestiegen. Bei den Frauen dürfte es nicht anders sein. Statistisch lässt sich das aber weniger klar zeigen, weil bei den Frauen der Anteil der Erwerbstätigen aus gesellschaftlichen Gründen steigt (tendenziell steigende Erwerbsbeteiligung).
Diese Entwicklung ist besorgniserregend, da sich keine Entspannung bei den Pensionskassen abzeichnet. Um die Arbeitgeber stärker in die Pflicht zu nehmen und die Betroffenen besser zu schützen, braucht es einen besseren Kündigungsschutz für langjährige ältere Mitarbeiter. Zudem muss es endlich möglich sein, auch bei Arbeitslosigkeit in der vorherigen Pensionskasse zu bleiben, um so später eine Rente erhalten zu können. Diese Verbesserung wäre bei einem Ja zur Altersvorsorge 2020 eingeführt worden.
Anteil frühpensionierter und erwerbsloser Männer zwischen 55 und 64 Jahren
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