Paradox: Derivate zur "Absicherung" von Risiken haben Finanzkrise verstärkt
Paradoxerweise wurde die Finanzkrise gerade durch Produkte, welche gemäss ihrer Konstruktion eigentlich zur Absicherung oder zur Diversifikation der Risiken gedacht waren, ausgelöst und verstärkt. Dabei handelt es sich z.B. um die Verbriefung von Hypotheken (Collateralized debt obligations CDO) oder um Derivate zur Absicherung gegen den Konkurs von Unternehmen (Credit default swaps CDS). Diese haben ihre Absicherungsfunktion nicht nur nicht wahrgenommen, sondern die Probleme sogar noch verstärkt. Ein möglicher Erklärungsbeitrag ist der Folgende:
Das einfachste Bild für eine Bank ist eine Institution, welche Spargelder annimmt und aus diesen Spargeldern Kredite vergibt. Diese simple Bank ist weitgehend unabhängig von anderen Banken. Mit dem Boom des Investmentbankings hat die gegenseitige Abhängigkeit von Banken jedoch massiv zugenommen. Die Banken haben mehr und mehr selber Wertpapiere konstruiert, die entweder an andere Banken verkauft wurden oder eine Geschäftsbeziehung mit anderen Banken begründeten (z.B. SWAPs). Dabei handelt es sich zu einem grossen Teil um so genannte OTC-Derivate. Das Volumen dieser Derivate hat sich in den vergangenen Jahren vervielfacht. Das CDS-Volumen ist von rund 600 Mrd. $ im Jahr 2001 auf rund 60 Bio. $ im Jahr 2007 gestiegen. Nun ist die Zahl der Banken, welche solche Wertpapiere herausgegeben hat, sehr gering. Urheber von 90 Prozent der Papiere sind nur 10 Banken. Dazu kommt, dass das Risiko, dass der Emittent Finanzprobleme hat, nicht oder kaum in die Risikobewertung der Papiere eingegangen ist. Bei dieser stark gestiegenen Verflechtung und der geringen Zahl der beteiligten Banken hat es gereicht, dass einzelne dieser Banken grössere Probleme haben bzw. eine davon Konkurs gegangen ist (Lehman Brothers) um das ganze Bankensystem ins Wanken zu bringen.
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