Sehr problematische Werbung der UBS für ihre 3. Säuleprodukte - grosse Risiken für die Normalverdienenden
Seit Jahren redet die UBS die AHV schlecht, um im gleichen Atemzug die eigenen Produkte in der 3. Säule anzupreisen. Im Mai 2017 startete sie eine neue Offensive und empfiehlt, 3.-Säulefonds mit hohen Aktienanteilen zu kaufen. Für Berufstätige im Alter von 35 bis 44 Jahren legt sie Fonds mit einem Aktienanteil von 75 Prozent (!) nahe. Bei 45 bis 54-Jährigen ist die Empfehlung bei ebenfalls sehr hohen 47 Prozent Aktien. Das ist irreführend.
Der SGB hat die Vor- und Nachteile der 3. Säule gegenüber der AHV berechnet. Normalverdienende fahren mit der AHV finanziell viel besser. Bei Ehepaaren macht der Unterschied zugunsten der AHV rund 350‘000 Fr. aus. Bei Alleinstehenden sind es über 200‘000 Fr. Die AHV hat viel tiefere Verwaltungskosten, weil keine Aktionäre und überbezahlte Manager daran verdienen. Sie ist sozial finanziert. Die Topverdiener zahlen viel mehr ein, als sie erhalten. Zugunsten der tiefen und mittleren Einkommen.
Die von den UBS propagierten 3. Säule-Fonds mit den sehr hohen Aktienanteilen sind nicht nur teuer, sondern auch riskant. Es können grosse Einbussen drohen. Im Unterschied zur AHV, aber auch zu den Pensionskassen. Aktien sind eine riskante Anlagekategorie: Wer im Oktober 2006 beispielsweise eine UBS-Aktie für seine Altersvorsorge kaufte, zahlte ungefähr 65 Franken. In der Finanzkrise stürzte der Kurs ab. Die Aktie hat sich davon nie wieder erholt. Heute ist sie an der Börse noch rund 16 Franken wert. Ein grosser Teil des investierten Vermögens hat sich in Luft aufgelöst.
Historische Vergleiche über längere Zeiträume zeigen, dass die Aktien im Durchschnitt eine etwas höhere Rendite aufweisen. Doch Durchschnittswerte sind für den einzelnen Anleger nicht entscheidend. Wer Geld braucht – z.B. nach der Pensionierung - muss seine Aktien zu einem bestimmten Zeitpunkt verkaufen. Wenn er Pech hat, ist dann gerade Baisse. Das ist nicht unwahrscheinlich. Zahlen der Bank Pictet zeigen, dass die Schweizer Aktienbörse im Zeitraum von 1950 bis heute in 19 von 67 Jahren mit einem Jahresverlust abschloss. D.h. in 28 Prozent der Jahre sind die Aktienkurse gefallen. Mit denselben Zahlen können verschiedene Anlagestrategien verglichen werden. Ein Fonds mit 75 Prozent Aktien hat z.B. in 10 von 50 Fällen deutlich schlechter rentiert als eine reine, viel sicherere Strategie mit ausschliesslich Obligationen (für einen 44-jährigen bis zur Pensionierung).
Bei der AHV drohen keine solchen Risiken, weil sie sich aus laufenden Erträgen (Lohnbeiträge, Bundesbeiträge) finanziert und nur am Rande über Finanzanlagen investiert. Aber auch bei den Pensionskassen sind die Risiken viel geringer. Weil sie viele Berufstätige und Rentner zusammen versichern, müssen sie ihre Anlagen im Unterschied zum Individuum nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt verkaufen.
Deshalb sollten alle Berufstätigen mit tiefen und mittleren Einkommen Ja zur Erhöhung der AHV-Renten im Rahmen der Altersvorsorge 2020 stimmen.