Ältere Arbeitnehmende: Nicht die Pensionskassenbeiträge sind das Problem, sondern die Verschlechterungen bei den Sozialversicherungen und die Diskriminierung
Fast an jeder Veranstaltung zu den Problemen der älteren Arbeitnehmenden kommt das Argument, dass die mit dem Alter steigenden Pensionskassenbeiträge schuld seien. Indirekt heisst das auch: Die älteren Arbeitnehmenden sind „zu teuer“. Doch dieses Argument ist falsch.
Viele ältere Stellensuchende sind bereit, grosse Zugeständnisse beim Lohn zu machen. Doch sie haben dennoch grössere Schwierigkeiten, wieder eine Stelle zu finden. Das zeigt u.a. auch eine Studie im Auftrag der Arbeitslosenversicherung des Lausanner Professors Daniel Oesch.
Die obligatorischen Beiträge an die 2. Säule steigen zwar ab Alter 55 von 15 auf 18 Prozent (um ein Fünftel). Weitaus stärker steigen sie jedoch ab dem Alter 45, nämlich von 10 auf 15 Prozent (um die Hälfte). Wenn es einen negativen Effekt gäbe, müsste er in dieser Altersgruppe daher stärker sein.
In der Realität steigen die Pensionskassenbeiträge nicht so stufenmässig. Zahlreiche Pensionskassen glätten die Beiträge. Das zeigt eine Erhebung von Sheldon/Cueni. Pensionskassen mit einer „ungünstigen Altersstruktur“ können zudem beim Sicherheitsfonds eine finanzielle Unterstützung beantragen. Der Sicherheitsfonds gibt rund 150 Mio. Fr. pro Jahr dafür aus.
Diese Staffelung der Pensionskassenbeiträge gibt es schon lange. Das Problem der älteren Arbeitnehmenden ist jedoch neueren Datums. Die Beiträge an die Pensionskasse sind im Übrigen auch kein Geschenk des Arbeitgebers, sondern ein Lohnbestandteil. Sie werden von den Arbeitnehmenden bezahlt bzw. ihnen abgezogen. Untersuchungen der Schweizer Lohnstruktur zeigen denn auch, dass die Bruttolöhne der Schweizer Arbeitnehmenden ungefähr ab Alter 55 leicht sinken (nach Berücksichtigung der Qualifikation usw.; s. hier auf Seite 8).
Doch wenn es nicht die Pensionskassenbeiträge sind – was ist dann das Problem? Der SGB hat eine detaillierte Analyse dazu gemacht. Grob gesagt gibt es zwei Ursachen. Einerseits die verstärkte Diskriminierung der älteren Arbeitnehmenden – unabhängig von Qualifikation usw. haben ältere Stellensuchende schlechtere Chancen. Andererseits die Verschlechterungen bei den Sozialversicherungen. Bei den Pensionskassen gibt es weniger Frühpensionierungen; die Invalidenversicherungen ist viel strenger bei den Neurenten; und das Rentenalter in den Pensionskassen, aber auch bei der AHV für Frauen, ist gestiegen.
Die Lösung der Probleme liegt deshalb auch hier: Bei der Verbesserung der sozialen Sicherheit und nicht bei den Löhnen und den Sozialversicherungsbeiträgen.
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