Hat die Expertengruppe "too-big-to-fail" den Auftrag erfüllt? Eine Berechnung
Die Banken haben rund 400 Mrd. Fr. risikogewichtete Anlagen. Die Expertengruppe verlangt von den Grossbanken „echtes“ Eigenkapital (Common equity) von 10 Prozent der risikogewichteten Anlagen. Darüber hinaus sollen sie noch 9 Prozent aus Pflichtwandelanleihen halten müssen. Das macht 40 Mrd. Fr. echtes Eigenkapital plus 36 Mrd. Fr. aus der Wandelanleihe. Hätte dieses Kapital in der Finanzkrise gereicht?
a)Gemäss der Expertengruppe hat die UBS 2007 bis 2009 46 Mrd.
Fr. Verluste gemacht (Link, S. 31)
b)Sie hat toxische Papiere von knapp 40 Mrd. Fr. an die
Nationalbank verkaufen müssen (Stabfund). Aus dem Stabfund resultierten bis Ende 2009 Verluste von gegen 4.5 Mrd. Fr. Davon waren rund 4 Mrd. Fr. durch Eigenkapital der UBS gedeckt.
c)Der Bund musste 6 Mrd. Fr. in die UBS einschiessen, damit sich
die Bank am Stabfund beteiligen konnte.
Das „echte“ Eigenkapital wäre durch die Verluste mehr als aufgefressen worden. Ohne weltweite Staatshilfe wären bei den toxischen Papieren höhere Verluste aufgetreten, als dies effektiv der Fall war. Maximal hätte die UBS mehr als 80 Mrd. Fr. verlieren können. Das ist mehr als das künftig vorgeschriebene Kapital.
Der ehemalige SNB-Mitarbeiter Birchler schreibt, dass die Grossbanken in den 1990er Jahren in der Immobilienkrise Verluste von rund 75 Mrd. Fr. (in heutigen Preisen) gemacht haben (Link). Das entspricht ziemlich genau den Kapitalanforderungen aus dem „Too-big-to-fail“-Bericht.
Diese einfache Rechnungen lassen zweifeln, dass die Expertengruppe ihren Auftrag erfüllt hat. Das ist kein Wunder, hat doch Bundesrat Merz die Behörden in der Expertengruppe in die Minderheit versetzt (5 Behördenvertreter, 7 Grossfirmenvertreter, 2 „Wissenschafter“ – wovon einer ein ehemaliger Vontobel-Verwaltungsrat ist). Dementsprechend hat sie ihren Auftrag im Bericht defensiv formuliert. Sie muss aufzeigen, wie „die Risiken für Volkswirtschaft verkleinert [!]werden können“.
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