Soziale Spannungen vor dem Landesstreik 1918 - steigende Gewinne in Teilen der Industrie, aber sinkende Reallöhne
Vor dem Landesstreik im Jahre 1918 verschlechterte sich Lage der Arbeitnehmenden in der Schweiz stark. Armut, Wohnungsnot und Hunger waren eine Realität. Teile der Industrie profitierten hingegen vom Krieg. Sie begannen, Kriegsgüter (Munition) oder Maschinen zur Produktion von Kriegsgütern herzustellen und steigerten ihre Gewinne. Das trug wesentlich zu den sozialen Spannungen bei.
Die Preise für den täglichen Bedarf stiegen im Krieg massiv. 1918 musste ein Haushalt für seinen Warenkorb mehr als doppelt so viel bezahlen als noch 1914 (+113.8 Prozent). Die nominellen Stundenlöhne hielten mit dieser Entwicklung bei Weitem nicht Schritt. Sie stagnierten bis 1915. Spürbare Lohnerhöhungen gab es erst im Jahr 1917 (+20 Prozent). Deutlicher aufwärts ging es im Landesstreikjahr 1918 sowie 1919 (je +30 Prozent). Die Reallöhne lagen aber erst 1920 wieder über dem Niveau von 1914.
Die soziale Lage in der Bevölkerung verschlechterte sich. In verschiedenen Städten kam es ab 1915 zu Demonstrationen gegen Hunger und die steigende Teuerung. Es entstanden Volksküchen, in denen Suppe, Gemüse, Brot u.a. zu vergleichsweise günstigen Preisen konsumiert werden konnte. Im Winter 1917/18 spitzte sich die Situation zu. In der Stadt Basel beispielsweise litten viele Menschen an Hunger, Unterernährung und wirtschaftlicher Not. Am 4. Juli 1918 gab die Basler Volksküche an ihren nun 8 Standorten total 15‘389 Portionen Suppe und 25‘547 Portionen Gemüse ab. In den Monaten Juni/Juli waren 24.4 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung (34‘079 Personen) notstandsberechtigt. Diese konnten verbilligte Nahrungsmittel und Bedarfsgegenstände (Brennstoffe u.a.) beziehen.
Profiteure der wirtschaftlichen Entwicklung gab es hingegen auf der Arbeitgeberseite. Insbesondere in den Teilen der Industrie, welche auf die Produktion von Rüstungsgütern (Munition u.a.) oder Industriemaschinen zur Produktion von Munition u.a. umstieg. Die in den statistischen Jahrbüchern ausgewiesene Eigenkapitalrendite der Industrieunternehmen verdoppelte sich im Laufe des Krieges von 8 auf über 16 Prozent.
Eigenkapitalrendite industrieller Unternehmen
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