Lahmende Konjunktur wegen Kaufkraft- und Konsumschwäche. Politische Unsicherheiten sind zweitrangig
An der gegenwärtigen Konjunkturschwäche sollen der Brexit, der „Handelskonflikt“ USA/China und andere politische Unsicherheiten schuld sein. Diese mögen eine gewisse Rolle spielen. Sie betreffen aber nur eine Minderheit der Firmen und Haushalte in Europa. Und dort lahmt die Konjunktur am meisten.
Ein Blick in die Daten zeigt: Eine zentrale Ursache für die Wachstumsschwäche ist das relativ geringe Konsumwachstum – besonders in Deutschland. Dabei lief die Konjunktur so gut wie schon lange nicht mehr. Die Erwerbslosigkeit ist so tief wie seit den 1970er Jahren nicht mehr. Doch es fehlt die Kaufkraft der Haushalte. Ihr verfügbares Einkommen hinkt der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung hinterher. Der Anteil des Privatkonsums am BIP begann ab 2009/10 sukzessive zu sinken. Die fehlende Inlandnachfrage wurde immer mehr durch Exporte ersetzt. Doch ein grosses Land wie Deutschland kann nicht nur verkaufen. Es muss auch kaufen. Sonst geht es auch den anderen Ländern der Eurozone schlechter.
Anteil des Privatkonsums am BIP (nominal, in Prozent)
Auch in der Schweiz hat der Privatkonsum zu lahmen begonnen. Die Kaufkraft der Haushalte nimmt nur relativ wenig zu, wegen schwachen Lohnerhöhungen und steigenden Abgaben für Pensionskasse usw. Real geht der private Konsum sogar zurück, wenn man die Gesundheitsausgaben ausklammert.
Entwicklung der Einkommen und des Konsums in der Schweiz (Veränderungsraten)
Um die Konjunkturschwäche zu überwinden, braucht es mehr Kaufkraft. D.h. Lohnerhöhungen verbunden mit Massnahmen gegen die steigenden Abgaben bei tiefen und mittleren Einkommen. Also beispielsweise mehr Krankenkassen-Prämienverbilligungen, die über allgemeine Steuermittel finanziert werden.
Ökonomisch nicht überzeugend sind auch die zahlreichen Analysen, welche vor Überschuldungsproblemen warnen. So auch ein „Schreckensszenario“ für die Eurozone der UBS, welches vom Tagesanzeiger publiziert wurde. Ein grosser Teil der Zinsen für Kredite sind heute bei Null oder sogar Negativ. Weltweit sind die Zinsen auf fast 10 Billionen Dollar an ausstehenden Krediten negativ. Besonders gross ist der Anteil an Negativzinsen bei deutschen Obligationen. Negativzinsen sind ein klares Signal an Investoren, endlich zu investieren. Insbesondere auch an die Staaten. Denn das Kapital liegt auf der Strasse.