Uni-Sponsoring: Gekaufte ökonomische Forschung?
Als die UBS Ende April angekündigte, die Ökonomen an der Uni Zürich mit 100 Mio. Fr. zu unterstützen, war viel Kritik zu hören. Die Unabhängigkeit der Forschung sei gefährdet. Ziemlich neu an dieser Ankündigung war auch, dass der Sponsor öffentlich in Erscheinung trat. Das Sponsoring ist an Schweizer Universitäten zwar verbreitet - u.a über den Druck auf die Institute, sich durch Drittmittel zu finanzieren - findet aber eher im Verborgenen statt.
Als sich vor zwei Jahren Ulrich Thielemann von der Uni St. Gallen kritisch gegen das Schweizer Bankgeheimnis äusserte und anschliessend unter Druck kam, gab es rund um die Uni St. Gallen eine Diskussion über das Sponsoring und den damit verbundenen Einfluss auf die Forschung. Die Uni St. Gallen gehört wohl zu den Universitäten, die das Sponsoring am aktivsten vorantreibt. Die Hochschule strebt eine hohe Eigenfinanzierung an. Die Institute sollen "unternehmerisch und autonom" geführt werden, wie es in einer Broschüre steht (S. 51). Der Einfluss der Sponsoren ist teilweise besorgniserregend stark. Das Institut für Aussenwirtschaft schreibt auf seiner Website, dass der Ausschuss der Förderungsgesellschaft, "uns wertvolle Anregungen für die Formulierung des Arbeitsprogramms und die Interpretation der Forschungsergebnisse" gibt! In diesem Ausschuss sitzen beispielsweise die Vertreter von Nestlé, Novartis und Swiss Re.
Natürlich sind die meisten Forscher einer wissenschaftlichen Ethik verpflichtet. Nur weil der Sponsor eine grosse private Firma ist, wird niemand in der Forschung direkt dieser Firma zuarbeiten. Die Einflüsse sind subtiler. Doch kaum Institut Forschungsarbeiten vorantreiben, die dem Interesse der grossen Sponsoren direkt widersprechen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang übrigens auch die Besetzung der Wettbewerbskommission. Es stellt sich die Frage, wie unabhängig die Professoren in der Kommission noch sind, wenn ihre Institute substanzielle Mittel von privaten Unternehmen erhalten.
Das Uni-Sponsoring wird vermehrt zum Problem für die Unabhängigkeit der ökonomischen Forschung in der Schweiz. Bund und Kantone müssen das aktiv angehen, bevor es zu spät ist.
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