Lohndruck durch marktmächtige Arbeitgeber. Lassen sich die besorgniserregenden Befunde aus den USA auf die Schweiz übertragen?
In mehr als der Hälfte der Berufe in den USA sind die Arbeitgeber am längeren Hebel. Das zeigt zumindest eine heute veröffentlichte Studie. In 54 Prozent der untersuchten Berufsgruppen herrscht auf Arbeitgeberseite eine Konzentration vor, die in Fusionskontrollen als „hoch konzentriert“ bezeichnet würde.
In diesen Berufsgruppen können die Arbeitgeber die Löhne und Arbeitsbedingungen zu ihren Gunsten beeinflussen. Die Marktmacht der Arbeitgeber ist tendenziell in ländlichen Gebieten grösser als in urbanen Regionen. Zumindest so lange es sich nicht um Firmen mit einer beispielsweise produktebedingt starken Marktstellung handelt.
Eine Studie des gleichen Forschungsteams vom Dezember 2017 kommt zum Schluss, dass eine um 1 Prozent höhere Marktkonzentration zu rund 0.2 Prozent tieferen Reallöhnen führt. Besonders stark ist die Marktstellung der Arbeitgeber beispielsweise bei den Landmaschinenmechanikern (ländliche Gebiete, spezialisierte Tätigkeit).
In der Schweiz haben diese glücklicherweise einen Gesamtarbeitsvertrag mit Mindestlöhnen. Wobei der Mindestlohn von knapp 4500 Fr. mit 5 Jahren Berufserfahrung (x13) höher sein könnte. Zumal es sich um eine anspruchsvolle 4-jährige Lehre handelt.
Für die Schweiz gibt es keine derartigen Studien zur Konzentration und somit zur möglichen Marktmacht der Arbeitgeber. Es würde aber nicht überraschen, wenn die Ergebnisse in Bezug auf die Konzentration ähnlich ausfallen würden. Wo es aber Gesamtarbeitsverträge GAV mit Mindestlöhnen gibt, dürfte der Lohndruck geringer sein als in den USA. Doch im GAV-Netz gibt es grosse Lücken. Viele Bergbahn- oder Detailhandelsangestellte, aber auch Gartenbauer oder Hilfskräfte in der Landwirtschaft haben keine GAV mit Mindestlöhnen, die verhindern können, dass Firmen ihre Marktmacht missbrauchen und die Löhne und Arbeitsbedingungen verschlechtern können.
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