Wenn der Lohn trotz Lehre nicht zum Leben reicht - Analyse und Gegenmassnahmen
Die Mehrheit der jungen Erwachsenen steigt nach wie vor über eine Lehre ins Berufsleben ein. Doch bald stellt sich die Frage nach dem Lohn. Eine medizinische Praxisassistentin kommt auch nach 10 Dienstjahren auf nicht wesentlich mehr als 5000 Fr./Mt. Auch der Bäcker verdient kaum mehr – trotz aussergewöhnlichen Arbeitszeiten. Mit diesem Lohn liegt kein Luxus drin. Und wenn Kinder kommen, wird es schwierig. Wer irgendwie kann, macht dann eine Zusatzausbildung – über eine Berufsmatura und anschliessende Fachhochschule. Oder über die höhere Berufsbildung. Das kostet Zeit und Nerven. Und teilweise auch viel Geld. Weil die Ausbildung kostet. Und weil man neben der Ausbildung teilweise kaum berufstätig sein kann.
Eine Studie der Uni Lausanne (Oesch und Korber) hat sich die Lohn- und Erwerbssituation der Berufstätigen mit Lehre angeschaut. Zwar gelingt der Berufseinstieg mit Lehre tendenziell besser. Doch mit der Zeit geht es lohnmässig nicht mehr richtig aufwärts. Berufsleute mit Lehre geraten in Rückstand. Wer hingegen eine Zusatzqualifikation erworben hat – z.B. über die höhere Berufsbildung kann punkto Lohnentwicklung mit den Uni-Absolventen mithalten.
Der Haken ist, dass es für zahlreiche Berufe wie z.B. für den Bäcker relativ wenig gute Anschlusslösungen gibt. Die höhere Berufsbildung erlaubt es zwar grundsätzlich, berufsbegleitend wertvolle Qualifikationen zu erwerben. Doch für den Bäcker sind viele Lehrgänge nicht zugänglich (ausser Meisterprüfung, Teile des Gesundheitswesens u.a.). So dass der schulische Weg (Berufsmatura oder Matura mit anschliessenden Studium) ins Auge gefasst werden müsste. Das ist nicht jedermanns Sache.
Damit die Lehre attraktiv bleibt, braucht es Verbesserungen beim Lohn. Wer eine Lehre macht, muss vom Lohn leben können. Und es braucht Verbesserungen bei der Durchlässigkeit der Bildungsgänge. Die Fachhochschulen haben Vorteile. Doch für Berufsleute mit Berufserfahrung sind sie in vielen Fällen nicht effizient. Hier wären Erleichterungen bei der höheren Berufsbildung zielführender.
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