Kaufkraftprobleme: Können die Schweizer Haushalte ihre Rechnungen noch bezahlen?
Gemessen am Bruttoinlandprodukt oder am Durchschnittslohn ist der Wohlstand in der Schweiz in den letzten Jahren gestiegen. Doch in der Wahrnehmung der Bevölkerung hat sich die Lage nicht verbessert. Im Jahr 2016 gaben rund 43 Prozent der Haushalte an, finanziell einfach oder sehr einfach über die Runden zu kommen. Vor rund 10 Jahren war noch rund die Hälfte der Haushalte finanziell weitgehend sorgenfrei. Dabei müsste dieser Wert eigentlich steigen, wenn der gesamtwirtschaftliche Wohlstand zunimmt.
Anteil der Haushalte, welche finanziell einfach oder sehr einfach über die Runden kommen (in Prozent)
Natürlich sind diese Umfragen limitiert. Doch wenn die Werte zurückgehen statt zu steigen, ist das ein ernst zu nehmendes Warnsignal. Denn die Entwicklung ist erklärbar. Man kann sogar vermuten, dass die Umfragewerte für 2017 und 2018 noch tiefer ausfallen werden. Denn der Druck auf Löhne und die Kaufkraft hat in den letzten Jahren zugenommen. In den Lohnverhandlungen sind wir Gewerkschaften mit einer neuen Härte der Arbeitgeber konfrontiert. Sie wollen teilweise nicht einmal mehr den Teuerungsausgleich geben. Die Reallöhne sind im letzten Jahr sogar gesunken. Gleichzeitig sind die Abzockerlöhne in den Banken wieder auf dem Niveau vor der Finanzkrise. Mittlerweile findet sogar die NZZ, dass die Ermottis „in der Realität“ ankommen sollen.
Die Krankenkassenprämien hingegen steigen und steigen. Dasselbe gilt für die Beiträge an die Pensionskassen; um nachher trotzdem weniger Rente zu erhalten. Viele Familien und Alleinstehende fragen sich mittlerweile zunehmend verzweifelt: Wie können wir unsere Rechnungen noch bezahlen?
Die Schweiz braucht eine Kaufkraftoffensive. Es braucht deutliche Lohnerhöhungen für tiefe und mittlere Einkommen. Die Prämienverbilligungen bei der Krankenversicherung müssen steigen, so dass niemand mehr als 10 Prozent seines Einkommens für die Prämien ausgeben muss. Und in der Altersvorsorge braucht es eine Stärkung der AHV – mit einer 13. AHV-Rente. Bei der AHV ist das Preis-Leistungsverhältnis für NormalverdienerInnen am besten.
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