KOF-Prognose: Höhere Arbeitslosigkeit nicht wegen falschen Qualifikationen, sondern wegen falschen monetären Bedingungen
In ihrer heutigen Prognose zum 75-Jahr-Jubiläum vermutet die KOF, dass die Arbeitslosigkeit steige, weil die Qualifikationen der Stellensuchenden weniger mit den Profilen der ausgeschriebenen Stellen übereinstimmen würden: „Das positive BIP-Wachstum trägt weniger zur Reduktion der Arbeitslosigkeit bei, als zu erwarten wäre. Dies könnte unter anderem damit zusammenhängen, dass die Arbeitslosen in der Schweiz zunehmend nicht die für die offenen Stellen erforderlichen – zumeist gehobenen – Qualifikationsprofile aufweisen.“ Es wird behauptet, dass die Firmen mehr „höher qualifizierte Beschäftigte“ suchen würden als effektiv in der Schweiz Arbeit suchen.
Bereits erste Überlegunen dazu lassen Zweifel aufkommen. Wegen dem überbewerteten Franken sind die Branchen Hotellerie oder die Maschinenindustrie unter Druck. Zahlreiche Stellen sind deshalb verloren gegangen. Das hat nichts mit der Qualifikation zu tun. Der Bau beispielsweise läuft hingegen gut. Handwerker sind gesucht. Diese haben in der Regel keinen Hochschulabschluss.
Die offiziellen Statistiken ergeben weitere Zweifel an dieser These (s. amstat.ch). Denn am stärksten hat die Arbeitslosigkeit bei den HochschulabgängerInnen (Fachhochschule, Uni) zugenommen (Veränderung geg. Vorjahr; Durchschnitt April bis August). Bei Erwerbstätigen mit Lehre ist die Zunahme nur ein Drittel so hoch. Doch auch bei den so genannt „Unqualifizierten“ beträgt der Anstieg rund die Hälfte.
Die KOF-These ist daher auf wackligen Beinen. Das Problem dürfte eher bei der unterschiedlichen Branchenentwicklung liegen. Diese erklärt sich stark durch makroökonomische Faktoren wie der Wechselkurs (negativ für den Export) oder die Zinsen (positiv für die Binnenwirtschaft). Somit wären nicht die falschen Qualifikationen, sondern die falschen monetären Rahmenbedingungen die Ursache.