Von den USA lernen: Konjunkturpolitik
Während die Europäische Zentralbank eine
Rezession in Kauf nimmt, um minimalste Teuerungsanzeichen im Keim zu ersticken,
machen es die USA vor, wie auf Rezessionsgefahren reagiert werden soll. Die Sicherung
der Arbeitsplätze ist in den USA offenbar wichtiger als in Europa.
Die US-amerikanische Zentralbank hat ihre
Zinsen seit Mitte 2007 um 3.25 Prozentpunkte gesenkt, während die EZB ihre
Zinsen sogar um einen Viertelprozentpunkt erhöht hat (Link,
S. 24). Und Demokraten und Republikaner haben im Parlament beschlossen, die
Kaufkraft der Haushalte zu stützen, indem den Haushalten rund 100 Milliarden
Dollar überwiesen werden (Link).Das sind fast ein Prozent des US-BIP. Die positiven Effekte dieser Massnahmen
sind in den Statistiken deutlich sichtbar. Das Bruttoinlandprodukt wuchs in den
USA im 2. Quartal um 3.3 Prozent. Im Euroraum hingegen nahm das BIP ab (-0.8
Prozent).
Konjunkturstabilisierende Programme dürften
nicht nur kurzfristig positive Effekte haben, sondern u.U. auch langfristig das
Pro-Kopf-Einkommen erhöhen. So hat z.B. der Harvard-Ökonom Phillippe Aghion gezeigt,
dass eine prozyklische Finanzpolitik das Wachstum einer Wirtschaft
beeinträchtigen kann (Link).
Warum? Unternehmen brauchen für ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung
Geld. Viele dieser Investitionen werden über einbehaltene Gewinne finanziert,
da ein Bankkredit aufgrund des Risikos solcher Investitionen teuer ist. In
Rezessionen sinken die Gewinne bzw. die Unternehmen machen sogar Verluste, so
dass weniger freie Mittel für Forschung und Entwicklung zur Verfügung stehen
als das Unternehmen braucht. Zudem wird es für ein Unternehmen schwieriger
Kredite aufzunehmen, wenn es tiefe Gewinne hat. Einen solchen Zusammenhang
haben auch die KOF-Forscher Arvanitis und Hollenstein festgestellt. Wegen der –
konjunkturpolitisch mitverursachten - langen Stagnation in den 1990er Jahren litt
die Innovationsaktivität in der Schweiz (Link,
S. 58)
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