Bekämpfung prekärer Arbeit - Bund und Kantone legen sich quer
Nur rund ein Drittel der Schweizer Temporärbeschäftigten arbeitet freiwillig temporär. Die grosse Mehrheit, also zwei Drittel, hingegen sucht eigentlich eine andere Anstellung. In der Regel eine Dauerstelle. Das sagt eine Studie des Temporärbüroverbandes Swissstaffing. Möglicherweise ist der Anteil der unfreiwillig Temporären in Wirklichkeit sogar noch höher.
Ist die Lage auf dem Stellenmarkt gut und sind genügend offene Dauerstellen vorhanden, dürften die Temporärbüros somit zunehmend Probleme haben, genügend Leute zu finden, die temporär arbeiten wollen. Und tatsächlich weisen die Statistiken von Swissstaffing in diese Richtung. Trotz guter Konjunktur und einem Beschäftigungszuwachs von über 2 Prozent hat die Temporärarbeit in der Schweiz im zweiten Halbjahr 2007 abgenommen (http://www.swissstaffing.ch/statistiken.aspx?page=14). In gewissen Regionen werben Temporärbüros einander bereits Leute ab. Beispielsweise indem am Freitagabend Temporäre, die vor einem Temporärbüro darauf warten, ihren Lohn abholen zu können, von den benachbarten Temporärfirmen angesprochen werden.
Das Beispiel zeigt, dass eine gute Arbeitsmarktlage das Problem der prekären Arbeit zu entschärfen hilft. Doch Bund und Kantone verpassen es nicht nur, diese gute Ausgangslage zu nutzen, um das Los der prekär Beschäftigten zu verbessern, sondern sie arbeiten in die entgegen gesetzte Richtung. Kontrollen im Rahmen der flankierenden Massnahmen zeigen zum Beispiel, dass Temporärbüros besonders häufig zu tiefe Löhne bezahlen. Bund und Kantone könnten diesen Firmen problemlos die Betriebsbewilligung entziehen. Das haben sie bisher aber noch kaum getan. Was die Altersvorsorge betrifft, hat der Bundesrat im April die Vorsorgelücken der Temporärbeschäftigten in der 2. Säule nur für diejenigen verkleinert, die mehr als 3 Monate fürs gleiche Temporärbüro arbeiten, obwohl zahlreiche praktikable Vorschläge vorliegen.
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