Einwanderungszahlen: Konjunktur, Globalisierung und Internet viel wichtiger als Personenfreizügigkeit
Heute ziehen mehr Menschen ins Ausland als früher. Das ist die Folge der Globalisierung von Gesellschaft und Wirtschaft – weitgehend unabhängig von der Personenfreizügigkeit. Die Personenfreizügigkeit hatte in erster Linie qualitative Auswirkungen – indem sie die Rechte der AusländerInnen aus der EU verbessert hat. Und indem mit den Flankierenden Massnahmen die Löhne besser geschützt sind. Die quantitativen Auswirkungen werden überschätzt.
Auf den Punkt brachte des Staatssekretär Mario Gattiker, als er am 14. Januar 2018 in der NZZ am Sonntag dem früheren Kontingentssystem die beschränkende Wirkung absprach: „Die Kontingente wurden stets der Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt angepasst, eine Begrenzung der Zuwanderung gab es nicht“. Die Einwanderungszahlen für die Schweiz stützen diese Aussage. Die Einwanderung schwankt vor allem mit der Konjunktur. Gemessen an der Wohnbevölkerung ist die Entwicklung hingegen für die Zeit der Personenfreizügigkeit nicht besonders auffällig. Zumal es unter dem früheren Kontingentssystem mehr Schwarzarbeit gab, die in den Statistiken nicht berücksichtigt ist.
Einwanderung: Anteil an der ständigen Wohnbevölkerung (in Prozent)
Bedeutender ist die Rolle des Internets bei der Stellensuche. Weil die Stellen heute in erster Linie online ausgeschrieben werden, sind sie fast weltweit sichtbar. Wer aus Hamburg in Zürich eine Stelle sucht, muss nur im Internet schauen. Vor der Jahrtausendwende wurden Stellen in den Printausgaben der Zeitungen ausgeschrieben. Die Stellenanzeiger der Schweizer Presse waren nur in der Schweiz erhältlich. Um in Deutschland zu rekrutieren, brauchte es ein Inserat in einer Deutschen Zeitung.
Internet-Stellenportale: Entwicklung der Ausschreibungskanäle - Index gemäss Stellenmarktmonitor
Wie klein die Welt für viele geworden ist, zeigen ein paar interessante Statistiken. So wohnen heute rund 12 Prozent der Schweizer BürgerInnen im Ausland (AuslandschweizerInnen). Vor 25 Jahren waren das noch 8 Prozent. Umgekehrt wird heute ein Drittel der Arbeitsstunden in der Schweiz von Berufstätigen ohne Schweizer Pass geleistet. Rund 870‘000 Berufstätige sprechen heute regelmässig Englisch bei der Arbeit.