Neue Härte in den Lohnverhandlungen? Schweizer Reallöhne stagnieren
Die Firmen haben in den letzten Monaten deutlich mehr Personal eingestellt, weil die Konjunktur gut läuft. Die Beschäftigungsaussichten sind eindeutig positiv. Die Firmen haben vermehrt Mühe, Personal zu finden. Dazu kommt eine Teuerung von knapp 1 Prozent. Die Voraussetzungen für eine gute Lohnrunde wären ökonomisch gegeben. Wenn ein Teil der Arbeitgeber in den Verhandlungen nicht eine neue Härte an den Tag legen würde.
Bei den Tankstellenshops gibt es gar keine Lohnerhöhung. Die Detailhändler Coop und Migros weigern sich, den Teuerungsausgleich zu geben und erhöhen die Löhne nur individuell. Auch der Bund will nicht einmal den Teuerungsausgleich geben.
Positive Beispiele sind die Schreiner, welche die Monatslöhne um 85 Fr. erhöhen. Oder Swissport mit einer Lohnerhöhung von 2 Prozent für 2019. Doch diese Beispiele sind noch zu spärlich.
Im Vergleich zu den Nachbarländern gerät die Schweiz damit zunehmend ins Hintertreffen. In Deutschland steigen die Tariflöhne bereits seit 2012 um jährlich 2 bis 3 Prozent. Das entspricht einer durchschnittlichen Reallohnerhöhung von 1.3 Prozent. Österreich hinkt etwas hinterher. Doch auch im östlichen Nachbarland geht es im laufenden Jahr aufwärts – nominal um rund 2.5 Prozent, real um 0.4 Prozent (s. die Grafik unten).
Die Schweiz schneidet diesbezüglich schlechter ab. 2017 und 2018 waren reallohnmässig Nullrunden. 2019 droht sich dies zu wiederholen. Angesichts einer Teuerung von rund 1 Prozent sind die Lohnerhöhungen zu tief, als dass spürbare Reallohnerhöhungen resultieren werden.
Noch sind die Lohnverhandlungen nicht abgeschlossen und es besteht die Chance, dass sich das Blatt noch wendet. Der Teuerungsausgleich ist obligatorisch. Und dazu mehr Reallohn, weil die Firmen wegen der guten Konjunktur mehr Geld verdienen.
Nominallohnerhöhungen in Gesamtarbeitsverträgen
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