Globalisierung = mehr Arbeitslosigkeit? In der Schweiz kaum
In den 1990er Jahren ist die Arbeitslosigkeit in der Schweiz auf ein Niveau gestiegen, wie es zuvor nur im Ausland der Fall gewesen war. Einige Beobachter/-innen schreiben dies strukturellen Ursachen zu, wovon die Prominenteste die sogenannte Globalisierung ist. In der Schweiz gäbe es immer mehr Erwerbslose, weil die Anforderungen an die Arbeitsplätze gestiegen seien. Viele Arbeitsplätze für Personen mit kürzerer Ausbildung seien verschwunden. Bei einer eingehenden Betrachtung allerdings kommen Zweifel an dieser Sicht auf. Die Alternativ-Erklärung, dass einerseits die Arbeitslosigkeit so stark gestiegen ist, weil die Schweiz in den 1980er und 90er Jahren eine schlechte Finanz- und Geldpolitik gemacht hat und anderseits der Anstieg der Arbeitslosigkeit zu einem grossen Teil eine Folge davon ist, dass der Anteil der bei den Arbeitsämtern registrierten Arbeitslosen zugenommen hat, ist demgegenüber plausibler.
1. Eine Auswertung der Volkszählungsdaten von 1970 bis 2000 zeigt, dass die Qualifikation der Schweizer Arbeitnehmer/-innen ziemlich gut mit dem Profil der Stellen in den Unternehmen mitgehalten hat. Der Anteil der Erwerbstätigen ohne Berufsabschluss hat sich seit 1970 halbiert. (Link).
2. Die Schweizer Wirtschaft hat von der Internationalisierung der Märkte profitiert. Sie hat einen Handelsbilanzüberschuss - auch mit Asien. Mit China ist die Handelsbilanz ausgeglichen (Link).
3. Die Schweizer Unternehmen tätigen zwar viele Auslandsinvestitionen. Diese erfolgen aber mehrheitlich ergänzend zu denjenigen im Inland, indem beispielsweise Service- und Vertriebsnetze aufgebaut werden. Auslagerungen sind hingegen weniger bedeutend, wie die KOF-Investitionsumfrage zeigt (Link).
Ein Indikator für die strukturelle Arbeitslosigkeit ist die Beveridge-Kurve (bev.pdf). Sie stellt die Zahl der Erwerbslosen in einem bestimmten Jahr dar. Dabei zeigt sich: Die höhere Arbeitslosigkeit in den 1990er Jahren ist vor allem eine Folge der geringeren Zahl offener Stellen. Wegen der langen konjunkturellen Stagnation haben die Unternehmen haben weniger Arbeitskräfte gebraucht. Die Arbeitslosigkeit ist gestiegen, weil weniger Stellen angeboten wurden und nicht die falschen Stellen.
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