Geringere Beschäftigungschancen älterer Arbeitnehmender: Diskriminierung, nicht Sozialversicherungsbeiträge als Ursache
Die älteren Arbeitnehmenden haben auf dem Schweizer Arbeitsmarkt
ein Problem. So ist beispielsweise die Erwerbsquote der Männer zwischen 55 und 64 Jahren von 1991 bis 2010 von rund 86 auf 80 Prozent gesunken (link).
Als Erklärung dafür werden immer wieder die
Sozialversicherungsbeiträge genannt. Weil die älteren Beschäftigten höhere Beiträge in die Pensionskassen einzahlen müssen (Altersgutschriften), hätten sie geringere Beschäftigungschancen.
Doch wer zahlt diese Beiträge überhaupt? Eine neue Studie des
Lehrstuhls Sheldon der Uni Basel weist darauf hin, dass diese total von den Arbeitnehmern bezahlt werden (link). Die so genannten Arbeitgeberbeiträge werden von den Firmen auf die Arbeitnehmer überwälzt. Höhere Altersgutschriften führen dazu, dass der effektiv an den Arbeitnehmern ausgebezahlte Lohn im Umfang der Altersgutschriften
sinkt. Zu diesem Ergebnis kommen auch internationale Studien. Die höheren Altersgutschriften können kein Argument dafür sein, dass die Firmen weniger ältere Arbeitnehmende einstellen. Zu erwähnen ist auch, dass die Altersgutschriften bei den 25-jährigen am stärksten von 0 auf 7 ansteigen.
Ökonomisch könnte nun argumentiert werden, dass die höheren
Altersgutschriften dazu führen, dass die Arbeitnehmer deshalb weniger arbeiten wollen und früher in Pension gehen. Doch diese Altersgutschriften sind Einzahlungen in die Pensionskasse. Die Einzahlungen des Arbeitnehmers von heute sind seine Rente von morgen. Der Arbeitnehmer hat deshalb keinen finanziellen Grund, sein Arbeitspensum zu verringern. Ausser er findet, er hätte bereits genug für seine Altersvorsorge gespart.
Dass die tiefere Erwerbsquote nicht auf einen freiwilligen Altersrücktritt zurückzuführen ist, zeigt sich nur schon an der höheren Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosenquote derjenigen im Alter von 60+ ist höher als diejenige aller anderen Altersgruppen (link).
Was ist denn die Erklärung der schlechteren Beschäftigungschancen
der älteren Arbeitnehmenden? Diese ist alles andere als neu: Ältere
Arbeitnehmende werden diskriminiert. Evidenz dazu liefert die Untersuchung des Lehrstuhls Sheldon sowie eine Studie von Avenirsuisse. Gemäss dieser Studie bevorzugen Unternehmen „eher jüngere“ (link).