Schweizer Presse macht Werbung für 3. Säule: Dabei wäre mehr AHV für die meisten LeserInnen viel die bessere Lösung
„Bad News: Die Rente wird nicht reichen“, lautete heute ein Titel im Tagesanzeiger. Erst auf den zweiten Blick wurde klar, dass der zugehörige Werbeartikel für die 3. Säule gekauft war („Sponsored content“). Bereits der Blick bot gestern im redaktionellen Teil eine Werbeplattform für 3. Säule-Produkte der Banken und Versicherungen („Junge, spart für das Alter!“).
Neu ist dabei der Ton. Die Rentenentwicklung wird heute dramatisch dargestellt: Die Renten würden künftig nicht mehr reichen. Früher hingegen wurden die Produkte der 3. Säule vor allem mit den Steuervorteilen beworben. Es stimmt zwar, dass die Renten in der 2. Säule stark unter Druck sind. Doch die 3. Säule ist in der Regel die falsche Lösung.
Denn abgesehen von der Steuererparnis ist die 3. Säule für die meisten Leute unattraktiv. Sie müssen alle Beiträge alleine zahlen. Im Unterschied zur AHV, wo der Arbeitgeber und der Bund die Rente mitfinanzieren. Und wo ein Teil der Beiträge der hohen und höchsten Einkommen gebraucht wird, um die Renten der unteren Einkommen und der Personen mit Erziehungs- und Betreuungsgutschriften zu zahlen. Berechnungen der SGB zeigen, dass die 3. Säule für viele Berufstätige 5 bis 10 Mal teurer ist als die AHV (s. den Artikel in der Zeitung Work).
Überhaupt haben die Haushalte, die mehr Rente nötig hätten, zu wenig Geld für die 3. Säule. Eine Studie der eidg. Steuerverwaltung aus dem Jahr 2011 zeigt, dass vor allem Steuerpflichtige mit höheren und hohen Einkommen in die 3. Säule einzahlen (s. Tabelle 7 im Bericht). Bei ihnen schenken die Steuererleichterungen ein.