Warum staunt eigentlich niemand, dass die Sicherung der AHV in der Altersvorsorge 2020 nur 1 MWSt-Prozent kostet?
Der Entscheid des Ständerates, die AHV-Renten zu erhöhen, hat viele auf dem falschen Fuss erwischt. Nur so lassen sich gewisse heftige Reaktionen erklären - insbesondere auch auf die dafür vorgesehene geringe Erhöhung der Lohnbeiträge um 0.3 Prozentpunkte. Mit etwas nüchternem Nachdenken präsentiert sich die Sache jedoch ziemlich anders. Wie bereits in diesem Blog erwähnt, kostet die Ständeratsvariante mit der höheren AHV weniger Lohnbeiträge als der Vorschlag des Bundesrates, der mehr Geld in die 2. Säule leiten wollte.
Die teilweise kolportierten wirtschaftlichen Schreckensszenarien lassen sich einfach mit früheren Erfahrungen widerlegen. Nämlich mit der Erhöhung der ALV-Beiträge in der ersten Hälfte der 1990er Jahre. Diese stiegen zwischen 1992 und 1995 von 0.4 auf 3 Prozent, da die Finanzen der ALV wegen der höheren Arbeitslosigkeit in Schieflage kamen. Mittlerweile ist diese Erhöhung weitgehend in Vergessenheit geraten – weil sie kaum negative volkswirtschaftliche Auswirkungen hatte. Wären die Auswirkungen der geringen Erhöhung der Lohnbeiträge um 0.3 Prozentpunkte so schlimm, so müsste die Erhöhung der ALV-Beiträge im wirtschaftspolitischen Gedächtnis der Schweiz traumatische Spuren hinterlassen haben.
Ebenfalls irritierend sind die düsteren Szenarien mit der so genannten demografischen Alterung. Denn obwohl die „Babyboomer“ in Rente gehen (werden), braucht es zur finanziellen Stabilisierung der AHV im Rahmen der Altersvorsorge 2020 bis 2030 nur ein Beitrags- bzw. MWSt-Prozent. Es ist überraschend, dass das nicht mehr Erstaunen auslöst. Denn die Panikmache mit der demografischen Alterung hat teilweise dazu geführt, dass mit der Altersvorsorge wenig vertraute Leute sich verunsichern liessen, ob die AHV überhaupt noch finanzierbar sei.
Obwohl die Altersvorsorge 2020 nur durch den Erstrat behandelt wurde, beginnt teilweise bereits die Spekulation darüber, was denn ab 2030 geschehen soll. Dabei ist das noch sehr weit entfernt. Arbeitgeberkreise und andere benutzen diese Diskussion, um die Forderung nach einem generell höheren Rentenalter weiter zu kolportieren. Diese Diskussion ist im Moment aber völlig unsinnig. Interessant ist aber eine Schätzung, was ein höheres Rentenalter 67 finanziell aus heutiger Sicht finanziell ausmachen würde. Ein höheres Rentenalter hätte bei der AHV weniger Ausgaben und etwas mehr Einnahmen zur Folge. Gleichzeitig würde aber auch die IV zusätzlich belastet, weil die älteren IV-RentnerInnen erst zwei Jahre später in die AHV wechseln würden. Insgesamt würden AHV und IV zusammen bei einem Rentenalter 67 für alle nur etwas mehr als ein Beitragsprozent einsparen (unter Annahme eines Frauenrentenalters 65 gemäss Altersvorsorge 2020). Das dürfte auch viele überraschen. Wenn man das an Veranstaltungen so darlegt, sind die Meinungen jeweils rasch gemacht. Lieber ein Beitragsprozent mehr als Rentenalter 67.
- 0 Kommentare Kommentar(e)
Mein Kommentar
Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.