Leistungsfähige Arbeitslosenversicherung - stabilere Jobs
Die bürgerlichen Mehrheiten zielen bei der Revision des Arbeitslosenversicherungsgesetzes einmal mehr auf eine Verkürzung der Bezugsdauer. Das zweistufige Argument: 1. Wenn die Bezugsdauer verkürzt wird, steigt der Druck auf die Arbeitslosen, eine Stelle finden und anzunehmen. 2. Um wieder im Arbeitsmarkt Fuss zu fassen, ist eine möglichst rasche Arbeitsaufnahme am besten.
Gegen diese Logik wurde bereits von verschiedener Seite mit guten Argumenten argumentiert. U.a. auf von der OECD im Employment Outlook. In einer arbeitsteiligen Wirtschaft ist es besser, den Arbeitslosen genügend Zeit zu geben, um eine ihrem Profil entsprechende Stelle zu finden. Dann steigen die Chancen, dauerhaft im Arbeitsmarkt wieder Fuss zu fassen. Diese Argumentation wird durch eine aktuelle Untersuchung für Deutschland gestützt (Link). Die Studie stellt fest, dass eine kürzere Bezugsdauer zwar tatsächlich dazu führt, dass die Betroffenen gegen Ende der Bezugsperiode häufiger eine Stelle annehmen - um einer Aussteuerung zuvor zukommen. Doch zeigt sich auch, dass die Betroffenen nach Stellenantritt aber ein höheres Arbeitslosigkeitsrisiko und schlechtere Lohnperspektiven haben. Wer eine längere Bezugsdauer zur Verfügung hat, kann sich besser auf dem Arbeitsmarkt umschauen und eine stabilere Anstellung finden. Dementsprechend wird er später weniger rasch arbeitslos und seine Lohnperspektiven sind besser.
Eine Studie des renommierten Arbeitsmarktökonomen David Autor für die USA zeigt ein ähnliches Bild in Bezug auf die Temporärarbeit (Link). Werden Arbeitnehmende in arbeitsmarktlichen Massnahmen dazu gedrängt, Temporärjobs anzunehmen, kann das zu negativen Erwerbsbiografien führen. Die Studie kommt zum Schluss, dass erwerbslose Personen, die in Temporärjobs arbeiten, geringere Lohn- und Beschäftigungsperspektiven haben als die übrigen.