Trotz einem Rettungspaket der EU und des IWF
sind die Griechischen Obligationen unter Druck. Die Spekulationen gegen
Griechenland werden durch die Auffassung getrieben, dass Griechenland seine
Staatsfinanzen nicht stabilisieren kann. In den letzten Wochen kamen auch die
Zinsen Portugals und Spaniens mehr und mehr unter Druck.
Die Staatsbankrottszenarien sind
unwahrscheinlich. Spanien ging beispielsweise mit einem strukturell
ausgeglichenen Haushalt in die Krise und der Privatsektor macht Überschüsse, so
dass unausgeschöpftes Steuersubstrat vorhanden ist. Entscheidend ist die
Antwort auf die Frage, wie hoch das spanische BIP nach der Krise sein wird.
Diese kann im Moment noch nicht beantwortet werden. Griechenland schreibt zwar
seit langem strukturelle Defizite. Doch sein Privatsektor hat gemäss offiziellen
Statistiken mittlerweile ausgeglichene Finanzen. Gemäss Schätzungen des
Schattenwirtschafts-Forschers F. Schneider beträgt der Anteil der Schwarzarbeit
am BIP rund 28 Prozent (Link). Das ist weiteres Steuersubstrat. Unklar ist auch,
inwiefern Erträge aus im Ausland gehaltenen Vermögen versteuert werden. Zudem
ist das griechische Defizit mit gegenwärtig 30 Mrd. Euro im Vergleich zum
gesamten Euro-Raum (BIP 10'000 Mrd. Euro) so klein, dass die Euroländer einen
griechischen Staatsbankrott ist schlimmsten Fall problemlos verhindern könnten.
Eine Stabilisierung Griechenlands würde etwas mehr als 1/1000 eines Euros
kosten (ca. 15 Mrd. Euro pro Jahr, da nur ein Teil des Defizits beseitigt
werden muss). Die Stabilisierung Griechenlands ist daher weniger eine ökonomische
Frage, sondern eine Frage des politischen Willens.
Das grössere Problem ist, dass die Wirtschaften Griechenlands,
Spaniens, Portugals gegenüber anderen, reicheren Euro-Länder, insbesondere
gegenüber Deutschland, seit der Einführung des Euro stark an preislicher
Wettbewerbsfähigkeit eingebüsst haben. Ihre Lohnstückkosten stiegen seit 1999,
während diejenigen Deutschlands sogar sanken. Weil sie im Euro eingebunden
sind, konnten sie ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht über eine Abwertung ihrer
Währung verbessern mit der Folge, dass sie mehr aus dem Ausland importierten
als sie exportierten. Ihre Defizite gegenüber dem Ausland stiegen seit 1999
(Leistungsbilanzdefizite), während Deutschland seine Überschüsse erhöhte. Allerdings ist das Lohnniveau Griechenlands deutlich unter demjenigen Deutschlands (Link). Es wäre daher sinnlos, die preisliche Wettbewerbsfähigkeit des Landes über Lohnsenkungen zu erreichen.
Theoretisch wäre die beste Lösung dieses
Problems, dass die reichen Euro-Länder (insb. Deutschland) über deutliche
Lohnerhöhungen ihre relative Wettbewerbsfähigkeit schwächen und gleichzeitig
den Konsum im Euroraum erhöhen würden. Das würde die gesamte Euro-Wirtschaft
stabilisieren und die Defizite und Überschüsse ausgleichen. Doch hat momentan
politisch keine Chance. Deutschland orientiert sich an den Produktionskosten
der asiatischen Länder und wird daher weiterhin auf eine hohe preisliche
Wettbewerbsfähigkeit abzielen. Eine andere Variante wäre ein Ausstieg von
Spanien & Co aus dem Euro. Doch das ist für die Länder riskant und teuer,
weil u.a. die Zinsen steigen werden. Gegenwärtig zeichnet sich ab, dass das
Problem über eine harte Angebotspolitik über die Kostenseite gelöst wird: D.h. Lohnsenkungen und Druck auf die Arbeitsbedingungen in den Defizitländern. Die Arbeitslosigkeit wird
deutlich steigen, die soziale Sicherheit wird abgebaut.
Das ist nicht der Ausweg aus dem Problem. Denn wenn die Löhne und Arbeitsbedingungen schlechter werden, verlassen diejenigen das Land, die anderswo in Europa mehr verdienen können. Was es braucht, sind Investitionen. Nur über Investitionen lässt sich die Produktivität dauerhaft erhöhen. Statt auf Austeritätsprogramme auf Kosten der Arbeitnehmenden zu pochen, sollte sich die EU besser darüber Gedanken machen. Schliesslich geht es nicht nur um einen Stabilitäts-, sondern auch um einen Wachstumspakt.
In Bezug auf die preisliche Wettbewerbsfähigkeit ist allerdings die